In Corona-Zeiten mehr für Kinder, Frauen und Familien tun

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Auch wenn unsere Fraktion das Krisenmanagement von Stadt, Land und Bund zur Bekämpfung des Corona-Virus überwiegend positiv beurteilt, kritisieren wir doch die Gerechtigkeitslücken, die sich offenbaren. So liegt der Fokus der aktuellen Lockerungen augenscheinlich auf den wirtschaftlichen Aspekten, während die Situation von Familien, Kindern und Jugendlichen deutlich unterbelichtet ist.

Ganz offensichtlich ist, dass wieder mehrheitlich die Frauen die Hauptlasten tragen – ob als die Mehrheit der unterbezahlten Berufstätigen in den „systemrelevanten“ Berufen oder als Allein-erziehende ohne Betreuungsangebote. Dass Kinder von im home office arbeitenden Familien weiterhin keinen Zugang zur Notbetreuung von Kitas und Schulen haben, ist ein Unding. So fallen selbst junge Familien wieder in das alte Muster der traditionellen Rollenverteilung zurück. Die unbezahlte Familien- und Sorgearbeit überlastet vorrangig die Frauen. Die Forderung, Erwerbsarbeit auf zunächst maximal 30 Wochen-Stunden zu verkürzen, damit alle genug Zeit haben für Sorgearbeit, ist darum derzeit aktueller denn je. Eher kommt aber die nächste Abwrackprämie als ein Corona-Elterngeld. Auch ein verbindlicher Fahrplan, für die Wiederöffnung des Regelbetriebs von Kitas und Schulen ist nicht in Sicht. Gerade den brauchen Eltern aber so nötig wie die Tourismus- und andere Branchen, um jetzt durchhalten und für die nächsten Monate planen zu können.

Kinder und Jugendliche trifft die soziale Isolation besonders hart – insbesondere die Kleineren unter 11 bis 12 Jahren, die nicht ohne elterliche Begleitung raus dürfen. Wer dazu keinen Garten zum Spielen hat, wer keinen verfügbaren PC, weil nicht vorhanden oder von den im homeoffice arbeitenden Eltern blockiert, oder wer gar in einer Flüchtlingsunterkunft lebt, ist ganz arm dran. Wie erklärt man ihnen, dass auf den nun wieder geöffneten Spielplätzen Kontaktverbot herrscht, Bolzplätze geschlossen bleiben, Kontaktsportarten in ihren Sportvereinen nicht möglich sind, aber die 1. und 2. Fußball-Bundesliga demnächst wieder kicken wird?

Da nun der Umfang von Lockerungen regional unterschiedlich erfolgen kann, appellieren wir an Stadt und Land, viel mehr als bisher auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen einzugehen. Nach der Wiederöffnung der Spielplätze und des Mundenhofs, müssen auch die Angebote von erlebnis-pädagogischen Einrichtungen wie dem Kinderabenteuerhof, Jugendzentren und Sportvereinen folgen. Wir fordern auch temporäre Spielstraßen in allen Wohngebieten, um Kindern möglichst großzügige Freiräume zum Spielen und Bewegen zu bieten. Selbstverständlich müssen alle „Lockerungen“ durch Konzepte zur geregelten Nutzung unter notwendigen Sicherheitsvorkehrungen begleitet werden – weil uns Corona noch lange bedrohen wird.