#STÄRKERALSGEWALT

Seit dem 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, gibt es in Freiburg wie vielerorts wieder die 16-tägigen Aktionstage „Stopp Gewalt gegen Frauen“ mit zahlreichen Veranstaltungen. Wir danken dem breiten Bündnis aus Frauenorganisationen, das diese Reihe trägt und damit über die verschiedenen Formen und Auswirkungen der hier und weltweit gegen Frauen* und Mädchen* ausgeübten Gewalt informiert, sensibilisiert und Handlungsmöglichkeiten aufzeigt.

Das ist bitter nötig, denn nur mit gesamtgesellschaftlicher Kraft sind wir #STÄRKERALSGEWALT – so das Motto der aktuellen Kampagne des Bundesministeriums. Steigende Zahlen sprechen für die Dringlichkeit, dass sich die ganze Gesellschaft dieser Gewalt entgegenstellt und lernt, gewaltfrei zu leben. Denn jede 3. Frau in diesem Land ist mindestens 1 Mal im Leben von Gewalt betroffen – am häufigsten von Gewalt in der Partnerschaft.

Ein Meilenstein im Kampf gegen geschlechtsbezogene Gewalt

So ist es von großer Bedeutung, dass Deutschland 2018 die Istanbul-Konvention der EU ratifiziert hat. Damit hat sich der Bund zusammen mit den Ländern und den Kommunen erstmals gesetzlich zur Prävention und Bekämpfung jeglicher Form von Gewalt an Mädchen* und Frauen* und zum umfassenden Schutz der Opfer verpflichtet. Was wir bisher als sog. freiwilligen Leistungen zum Schutz der Opfer geschlechtsbezogener Gewalt mühsam über Jahrzehnte politisch erringen mussten, wird somit zur verbindlichen Aufgabe – auch der Kommunen. So werden wir endlich auch differenzierte Erhebungen über die Deliktarten und Opfergruppen bekommen, was die Voraus-setzung für wirksame Maßnahmen und Angebote ist.

Unsere Bestandsaufnahme für Freiburg

Vieles was die Konvention als Aufgaben beschreibt, haben wir in Freiburg zwar als Basics, doch die Kapazitätsgrenzen sind bei allen Beratungsstellen häufig erreicht oder überschritten. Auch das Frauen– und Kinderschutzhaus kann nicht jeder betroffenen Frau, die es braucht, einen Platz bieten. Insbesondere bedrohte Frauen* mit Suchtproblematik – eine häufige Folge von Gewalt – haben so gut wie keine Chancen. Für Kinder fehlen fundierte Unterstützungsangebote, damit die Gewalterfahrung in der Familie nicht zur eigenen Gewalt- bzw. Opferbereitschaft als Erwachsene führt. Seit vergangenem Jahr haben wir nun auch ein Präventionsprogramm zum Schutz vor Übergriffen in den Wohnheimen für geflüchtete Frauen* und Mädchen*, das besser finanziell ausgestattet sein könnte, ebenso das Anti-Gewalt-Trainingsprogramm für verurteilte Täter von häuslicher Gewalt. Noch gänzlich fehlt ein umfassendes Präventionsprogramm für Kinder, Jugendliche wie Erwachsene, um das gesellschaftliche Bewusstsein aller nachhaltig zu verändern.

Wir werden uns dafür einsetzen, dass Freiburg auch mit EU-Mitteln zur Umsetzung der Istanbul-Konvention die beschriebenen Lücken schließt.

Amtsblattartikel vom 06.12.2019