Auch der Preis entscheidet über den Zugang zum ÖPNV

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Anwesende,

über die neuerliche Preisanpassung im ÖPNV freut sich niemand. Aber wir sehen auch dass die Preisanpassung im Vergleich zum drastisch angestiegen Verbraucherpreisindex vergleichsweise moderat ausfällt. Nicht vergessen darf man auch, dass fast ein-ein-halb Jahre die Tarifanpassung ausgesetzt war.

Angesichts der – uns allen bekannten – massiv steigenden Lebenshaltungskosten aber eben auch bei den Betriebskosten der Verkehrsbetriebe ist diese Preisanpassung bis zu einem gewissen Grad in der Sache nachvollziehbar und wäre nur mit erheblichen Ausgleichszahlungen des Bundes vermeidbar.

Der RVF hat die aktuelle Preissteigerung moderat eingearbeitet und sogar eine preisliche Verbesserung im Bereich der Tageskarte, bzw. der Regio24-Karte vorgeschlagen. Hinzu kommt auf der positiven Seite, die Einführung des Jugendtickets und – zumindest für Freiburg – die Absenkung des Preises des Sozialtickets um weitere 10 Euro für bis mindestens März 2023.

Aktuell werden wir Zeuge eines sich verändernden Trends in der Finanzierung des ÖPNVs, den wir in der Tendenz begrüßen. Teile der ÖPNV-Finanzierung, bezogen auf einzelne Angebotskonzepte, werden in Zukunft hoffentlich aus projektbezogenen Zuschüssen des Bundes und des Landes ganz oder teilfinanziert. Sowohl das Jugendticket als auch das 9 Euro-Ticket folgen dieser Denkidee.

Spannend ist auch der Vorschlag der Verbraucherschutzverbände, das 9 Euro Ticket als 29 Euro Ticket ab Ende August fortleben zu lassen. Ein Vorschlag dem wir uns gerne anschließen und der auch der Idee der Schaffung landesweit einheitlicher Angebote folgt, auf Basis einer Finanzierung direkt aus Steuermitteln, mit nur einem kleinen Anteil der direkten Nutzer:innenfinanzierung.

Zunehmend wird doch allen klar, dass ein ÖPNV-Ausbau und eine tiefere Verankerung des ÖPNV in allen Teilen der Gesellschaft eine andere Finanzierungs- und Bepreisungsbasis braucht. Lange galt das Credo, nicht der Preis entscheidet, sondern vor allem die Netzqualität. Das ist auch nicht vollkommen falsch. Aber es entscheidet eben auch der Preis über einen Zugang zum ÖPNV, vor allem aber darüber welche Rolle der ÖPNV im Leben einzelner spielen kann. Auch wenn der Preis der Regiokarte, vielen als günstiges Angebot erscheint, so ist er doch eine Schwelle, die viele nicht für mehr Spontanfahrten überschreiten wollen und können.

Die neue Entwicklung gilt es jetzt zu verstetigen und zu beschleunigen. Sicher ist, die Kommunen kommen bei Ausbau, Finanzierung und Preisgestaltung allein nicht voran. Stuttgart und Berlin müssen liefern.

Wir allerdings, müssen unsere eigenen Überlegungen zu einer Umlagefinanzierung schneller vorantreiben und transparent mit Stadtgesellschaft und Region diskutieren. Nicht zuletzt auch deswegen, um klarzumachen, dass wir neben den alljährlichen Preissteigerungen an einer zukunftsfähigen Alternative arbeiten und diese auch umsetzen werden.

Abschließen möchte ich noch eine gute Idee vorstellen, die ich auf einer Social Media Plattform gefunden habe. Warum nicht als einfaches und wenig kostendes Angebot, bundesweit alle Verbund-Zeitkarten auch in anderen Verbundgebieten gültig machen. Das wäre ein kluger und ÖPNV-sympathischer Zwischenschritt. Ein Zwischenschritt mit dem wir im Regioverbund im Grunde ab morgen schon einfach anfangen könnten.

Eine solche Maßnahme würde sicher auch dem verblassenden Image der Green-City wieder neues Leben einhauchen. Wir schlagen jedenfalls vor, sich damit in den Gremien des ZRF zu befassen.

Danke für die Aufmerksamkeit!