Baulandpolitischen Grundsätze überarbeiten?

Sehr lange war die Stadtverwaltung im Gespräch mit der Familie Ganter, um deren Gelände im Freiburger Osten entwickeln zu können. Mit einem Verkauf eines Teiles des Geländes der Brauerei an den Schweizer Investor Artemis konnte eine Entwicklung auf den Weg gebracht werden – aus unsere Sicht entsteht hier aber viel zu wenig bezahlbarer Wohnraum!

Ganter-Areal – zu wenig Sozialwohnungen

Zähe Verhandlungen brachten folgendes Ergebnis: Der Investor muss keine 50%-Quote an geförderten Mietwohnungsbau realisieren, sondern tritt 20% der Fläche an die Stadt ab, die damit den mietpreisgünstigen Wohnungsbau entwickeln kann. Die Abtretung der Fläche an die Stadt erfolgt kostenfrei. Von insgesamt 47.400m² Geschossfläche bekommt die Stadt nach Abzügen für bereits bestehendes Baurecht noch ca 6.000m². Das bedeutet: Der Schweizer Investor baut ca. 300 Mietwohnungen, die Stadt darf dafür dann auf den abgetretenen Flächen den geförderten Mietwohnungsbau mit ca. 60-70 Wohnungen realisieren.

Positiv allein sieht unsere Fraktion es, dass ein Teilgrundstück von 6.000m² in städtischen Besitz übergeht. Mit der sog. Abtretungsregelung kommt die Stadt zwar an neue Baugrundstücke, auf der anderen Seite besteht über diese Regelung aber zunehmend die Gefahr, dass sich private Investoren über diesen Weg der Verantwortung für den Bau von bezahlbarem Wohnraum entziehen. 

Was braucht Freiburg wirklich?

Freiburg benötigt vor allem bezahlbare Wohnungen. Ca. 20.000 Wohnungen im unteren und mittleren Mietpreissegment fehlen in der Stadt, 2022 wurden gerade einmal knapp 300 gebaut. Welch eine Relation – und nun kommen die ca. 60-70 Wohnungen auf dem Ganter-Areal hinzu. Weitere Neubauten entstehen voraussichtlich im Metzgergrün, im Drachenweg, am Ahorn- und dem Auggener Weg. Aber diese Straßenzüge befinden sich nicht im Freiburger Osten. Wenn es um Gentrifizierung geht, ist der Westen Spitze – nicht der Osten. 

Das Ziel der 20.000 fehlenden Wohnungen ist leider so schnell nicht zu erreichen, gerade auch nicht in der heutigen Zeit der hohen Zinsen, der fehlenden Kreditmöglichkeiten. Von daher ist es notwendig, dass vor allem Bund und Land die Förderprogramm den neuen Rahmenbedingungen anpassen und ausweiten. Zum anderen ist es wichtig weiter auf das Einhalten der 50%-Quote zu drängen und das immer lukrativer werdende Schlupfloch der Flächenabtretung ebenfalls kleiner zu machen und die hier relevanten Baulandpolitischen Grundsätze den Verhältnissen ebenfalls anzupassen.

  • Anne Reyers