„Sanierungsstau an den Schulen!“
Das ist ein alter Hut. Seit Rolf Böhme kennen wir das. Dieter Salomon hat einmal vorrechnen lassen, dass hierfür 300 Millionen Euro notwendig wären. Aber da sind wir nicht allein. Expert_innen schätzten 2022, dass mehr als 45 Milliarden Euro erforderlich wären, um alle Schulen in Deutschland zu sanieren. Vermutlich ist der Bedarf inzwischen noch viel höher. Ein 100 Milliardenprogramm wäre jetzt für die Schulsanierungen notwendig und nicht etwa für die Rüstung. Bildung ist die zentrale Herausforderung für die Gestaltung der Zukunft.
Wir werden hier in Freiburg jedenfalls allein diese riesigen Herausforderungen nicht zeitnah stemmen können.
Vor diesem Hintergrund ist es einerseits verständlich, wenn jetzt schon von Kosteneinsparungen geredet wird. Andererseits darf nicht der Eindruck verbreitet werden, dass irgendwer hier im Gemeinderat oder in der Verwaltung Geld für unnützes Zeug in diesem Kontext ausgeben möchte.
Wenn hier trotzdem in einer vermeintlich „vorauseilenden Sparsamkeit“ zwischen Pflicht und Kür unterschieden werden soll, bevor auch nur eine Zeile dieser Machbarkeitsstudie geschrieben worden ist, dann klingt das eher nach Wahlkampflyrik als nach Sachpolitik!
Ja, es ist in der Tat unsere Pflicht für eine bestmögliche Sanierung der Schulen, insbesondere der besonders betroffenen beruflichen Schulen einzutreten. Diese haben mehr Aufmerksamkeit verdient. Sie leisten einen ganz wesentlichen Beitrag zur Ausbildung der künftigen Fachkräfte, an denen es allenthalben mangelt! Berufliche Schulen qualifizieren oftmals gerade solche jungen Menschen, die auf anderen weiterführenden Schulen kaum eine Chance haben. Fakt ist: „Rund 75 Prozent der Schüler_innen an den Beruflichen Schulen erwerben die allgemeine Hochschulreife und/oder Fachhochschulreife, knapp 12 Prozent den mittleren Abschluss und 13,3 Prozent legen den Hauptschulabschluss ab.“ (Schulentwicklungsbericht der Stadt Freiburg 2022).
Also lassen Sie uns darüber diskutieren, wie wir nicht minimale, sondern optimale Bedingungen schaffen können, dass wir hier in Freiburg gerade die Schülerinnen und Schüler an den Beruflichen Schulen maximal fördern können. Das sind auch Investitionen für eine nachhaltige Entwicklung nicht nur in und für die Wirtschaft, sondern auch für die Zukunft unserer gesamten Stadt. Das ist die „Kür“, an der nicht gespart werden darf!
Dieses Gebot der Nachhaltigkeit wird in der hier zu debattierenden Vorlage insbesondere in der „Neubaufrage“ besonders signifikant! Wie lange wollen wir eigentlich noch die letzten freien Flächen verplanen und verbauen? Wie lange noch mit der Abrissbirne „sanieren“? Die Klimakatastrophe fordert uns auch hier! Umso mehr begrüßen wir es ausdrücklich, dass explizit die so genannte „graue Energie“ hier intensiv betrachtet werden soll. Es ist eine irre Vorstellung, dass z.B. dieser doch eigentlich gar nicht so alte Gebäudekomplex an der Bissierstraße abgerissen, die Bauteile mit hunderten LKW-Fahrten weggekarrt und dann recycelt bzw. „entsorgt“ werden würde. Gleichzeitig müssten dann notwendig neue immense Rohstoffe verbraucht, Energien verschwendet und Personalkapazitäten gebunden werden, um eine neue Schule zu bauen und einzurichten. Das sind absurde Szenarien in unserer Zeit! Hier ist eine Zeitenwende überfällig!
Wir begrüßen es außerdem, wenn die, trotz schlechter Gebäudequalität, immer noch erfolgreich arbeitenden Beruflichen Schulen an ihren bisherigen Standorten bleiben können, die Schüler_innen und Lehrkräfte die ideal kurzen Wege in der Stadt nutzen können und wir nicht auch noch zusätzlich täglich tausende Menschen durch die Stadt zu transportieren.
Auch wenn ich für gewöhnlich dem Prinzip folge: „Nicht geschumpfe, ist fast schon gelobt“, möchte ich an dieser Stelle doch im Namen unserer Fraktion der Verwaltung für diese Vorlage danken! Und unser Sportbürgermeister wird uns sicherlich recht geben, wenn wir sagen, nur die Pflicht zu erfüllen, ist einfach zu wenig, die Kür krönt wahre Leistungen!
Vielen Dank!