Bildungsgerechtigkeit Weingarten: Nicht länger warten. Maßnahmen vorziehen und ausweiten!

Porträtbild von Gregor Mohlberg

Unsere Fraktion begrüßt es sehr, dass das Thema Bildungsgerechtigkeit endlich und in seiner vollen Bedeutung im Gemeinderat angekommen ist. Dafür haben wir lange gekämpft.

Darum auch kurz ein paar Worte zur Geschichte dieser Drucksache. Das Anliegen der heutigen Drucksache entspricht fast 1 zu 1 einem Antrag von uns, den wir schon zum letzten Doppelhaushalt vor zwei Jahren gestellt hatten – leider damals noch ohne Mehrheit.

Danach haben wir zusammen mit anderen einen interfraktionellen Aufsetzungsantrag zum Thema gestellt. Es folgten viele Gespräche mit Akteuren aus dem Stadtteil, die der Sache Rückenwind und Antrieb verschafft haben.

In der Folge gab es eine wirklich gute Sitzung des Schulausschuss, zusammen mit dem Migrationsausschuss und Bildungsträgern aus allen Bereichen.

Über einen weiteren interfraktionellen Brief haben wir dafür gesorgt, dass es zu der heute vorgelegten Drucksache kommt und diese mit konkreten Maßnahmen und Kosten konkreter Projekte hinterleget wird.

Insgesamt zeigt der ganze Prozess gut, wie es gemeinsam gelingt, wichtige Themen in den Gemeinderat zu bekommen und dann eine substanzielle Debatte zu führen.

Wie wichtig das Thema ist, zeigen die stagnierenden Kennzahlen des Sozialberichts und auch die des Bildungsberichts. Klar wird einem die Bedeutung auch über die Tatsache, dass viel zu viele junge Menschen die Schule leider nicht mit gutem Erfolg oder gar ganz ohne Abschluss verlassen.

Es ist Tatsache, dass uns Fachkräfte fehlen und zu wenige Menschen in gute Ausbildungsberufe gehen. Bildungsungerechtigkeit und Fachkräftemangel sind eng miteinander verbunden. Wir brauchen aber jeden und jede. Bildungsgerechtigkeit ist der Schlüssel zu gesellschaftlicher Integration und einem guten Leben für alle.

Anstatt sich mit einer Abschiebung nach der anderen zu beschäftigen oder im Bundestag gemeinsame Sache mit der AFD zu machen, können wir jedem nur empfehlen, sich vor allem mit Bildungsgerechtigkeit zu beschäftigen.

Unsere Fraktion tut das seit langem, akribisch und aus Gründen!

Aber zurück zur Drucksache.

Diese Drucksache kann nur ein erster Aufschlag sein und ist von einem wirklichen Konzept noch weit entfernt. In einem erstem Schritt haben wir Änderungsanträge an den Doppelhaushalt vorbereitet, die die in der Drucksache beschrieben Maßnahmen vorziehen.

Dazu gehören ein Vorziehen und Ausweitungen bei den Maßnahmen für Lerngruppen, der Elternbegleitung und der Übergangsbegleitung. Dieses Anliegen haben wir transparent und kollegial mit anderen Fraktionen so besprochen und auch in den Ausschüssen so angekündigt.

Aus diesem Grund haben wir von einem Antrag an die Drucksache zunächst abgesehen. Die Verhandlungen dazu werden Thema der Haushaltsdebatte in den kommenden Wochen sein und wir hoffen hier auf einen Erfolg.

Es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit diesen Prozess beobachtet und deutliche Schritte zu mehr Bildungsgerechtigkeit gegenüber allen Fraktionen einfordert.

Was wir dem Bildungsmanagement aber heute auf jeden Fall noch mitgeben wollen und ggf. auch noch in Anträgen auszuformulieren ist:

Die Kennzahl der Übertritte an Gymnasien ist nur beschränkt sinnvoll. Besser wären als ergänzendes Ziel und Kennzahl vor allem die Zahl guter Schulabschlüsse und erfolgreicher Übertritte gerade auch in Ausbildungen.

Dringend anregen wollen wir eine begleitende Studie der Fachhochschule in Weingarten, mit dem Ziel zu untersuchen, welche Schlüsselmomente in einer Bildungsbiographie in Weingarten entscheidend sind und welche Maßnahmen wirklich wirken.

Grundsätzlich empfehlen wir eine viel stärkere Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund, sowohl als Hauptbetroffene, als auch als handelnde Akteure – denn oft geht es nicht ums MEHR, sondern auch um ein ANDERS und PASSENDE Maßnahmen.

Letztlich muss klar sein, wir müssen hier gemeinsam und schneller vorankommen. Und wir müssen von Anfang an so arbeiten, dass wir mit den Erkenntnissen auch in anderen Stadtteilen so schnell wie möglich zielgerecht loslegen können. Und um auch das klar zu sagen, dazu wird es weitere Finanzmittel brauchen – vor allem wenn wir in anderen Stadtteilen mit diesem Bedarf auch schneller Handeln wollen.

Bildungsungerechtigkeit gibt es in allen Stadtteilen und jeder Tag, den wir warten, hat Auswirkungen oft auf das ganze Leben eines jungen Menschen!