Das NS-Dokuzentrum kommt zur richtigen Zeit

An der Baustelle des Freiburger NS-Dokuzentrums im Rotteckhaus lässt sich leicht erkennen, dass es gut vorangeht und hier etwas ganz Besonderes für Freiburg und die Region entsteht. 

Gedenken an die vielen Opfer des NS-Staates im Allgemeinen und des Holocausts im Speziellen, Aufklärung darüber, wie Deutschland zur Diktatur wurde und wer die Täter:innen dahinter waren, sowie politische Bildung und Prävention gegen Ausgrenzung werden hier nebeneinander und ineinandergreifend einen Platz finden. Einen Platz im Herzen der Stadt, einfach zugänglich und für alle sichtbar.

Ein Besuch auf der Baustelle und vor allem ein Gespräch mit der Leiterin des Projekts Julia Wohlrab offenbaren, mit wie viel Leidenschaft und Empathie für die vielen wichtigen und doch unterschiedlichen Nutzungen – von stillem Gedenken bis diskursiver politischer Bildung – das Haus und die Idee dahinter geplant werden. Auch zeigt sich schnell, wie das Gebäude und seine Historie in das Konzept der Ausstellung eingebunden werden. Möglich machen das die wissenschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Beiräte, der Förderverein und viele Beteiligte mehr.

Anfang 2025 wird das NS-Dokuzentrum voraussichtlich eröffnet werden und wird damit im Ergebnis das Werk vieler Freiburger:innen sein. Die Idee wurde bereits 2009 das erste Mal öffentlich formuliert und im Jahr 2015 auf Initiative der Unabhängigen Listen, einer unserer Vorgänger-Fraktionen, über einen interfraktionellen Brief an den Oberbürgermeister in den Gemeinderat eingebracht. 

Das Freiburger NS-Dokuzentrum kommt jetzt zur richtigen Zeit – einer Zeit, in der rechtes Gedankengut – teils in neuen Gewändern – dabei ist, zunehmend wieder salonfähig zu werden. Umso wichtiger war es deswegen auch, dass sich der Gemeinderat den Anträgen der AfD in den Weg gestellt hat. Diese wollte das Projekt immer wieder und an verschiedenen Stellen streichen und hat es als wiederholt als „Nazi-Museum“ verunglimpft – entweder versteht sie den Auftrag des NS-Dokuzentrum nicht oder fürchtet ihn.

Viele Orte in die Konzeption einbinden

Perspektivisch möchten wir, dass die vielen Orte der Verfolgung, des Gedenkens und des Erinnerns Teil der Gesamtkonzeption des NS-Dokuzentrums werden. So werden sie sichtbarer und auch als historische Orte wahrgenommen und erklärt. Beispiele hierfür sind der Hof der Hebelschule, wo jüdische Freiburger:innen zum Abtransport nach Gurs gesammelt wurde, die Gräberfelder von Zwangsarbeiter:innen und Euthanasie-Opfern auf dem Freiburger Friedhof oder das heutige Amtsgericht als Ort von NS-Sondergerichten und Todesurteilen gegen Mitglieder der Resistance.