Um genug Schulplätze an Gymnasien zu schaffen, schlug die Stadtspitze dem Gemeinderat vor mit dem Bertholdgymnasium das östlichste Gymnasium Freiburgs für 22 Mio. € zu erweitern.
Wir wollten stattdessen in Weingarten einen Neubau. Mehr als 2/3 der Gymnasien Freiburgs befinden sich im Osten. Das bedeutet für Gymnasiast*innen aus Freiburgs Osten die Auswahl zwischen zahlreichen Gymnasien mit verschiedenen Profilen, die sie schnell erreichen können. Die Gymnasiast*innen aus Freiburgs wachsendem Westen hingegen finden dort 3 bestehende Gymnasien. Viele werden an keinem der 3 aufgenommen und stattdessen durch Schüler*innenstromlenkung, wie das heißt, auf eine andere Schule in Freiburgs Osten umgelenkt. Dies bedeutet oft Anfahrten von 40 min und mehr pro Strecke, insbesondere auch für die Schüler*innen vom Tuniberg.
Natürlich gibt es auch die Staudinger Gesamtschule und die Vigelius-Gemeinschaftsschule oder nach der Realschule oder der Haupt-/Werkrealschule weiterführende Schulen, um dort das Abitur zu erwerben.
Uns geht es nicht nur um die Möglichkeiten, wie Kinder zu einem bestimmten Schulabschluss kommen, sondern darum, wie wir mit den Kindern umgehen. Kinder im Osten Freiburgs haben eine viel größere Auswahl an gut erreichbaren vielfältigen weiterführenden Schulen als Kinder im Westen. Da es uns um Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit geht, wollten wir, statt des Ausbaus des BG im Stadtteil Waldsee ein Gymnasium in Weingarten.
In die Adolf-Reichweinschule in Weingarten, die größte Grundschule Freiburgs, gehen über 580 Schüler*innen. Es gibt keine weiterführende Schule in Weingarten. 5.Klässler*innen müssen zum Teil sehr weite Wege auf sich nehmen, um ihre Schule zu erreichen. Gleichzeitig berichten Jugendliche und junge Erwachsene aus Weingarten, dass sie mit massiven Vorurteilen zu kämpfen haben und sich häufig stigmatisiert fühlen, wenn sie ihren Wohnort nennen. Dies dürfen wir nicht so stehen lassen. In Weingarten gibt es großen Zusammenhalt, eine lebendige Sozialstruktur und riesiges ehrenamtliches Engagement. All dies kann aber über strukturelle Benachteiligungen vieler Menschen dort nicht hinwegtäuschen. Vor diesem Hintergrund hätte die Gemeinderatsmehrheit die Ungerechtigkeit der Schulentwicklung der letzten Jahrzehnte besser zugunsten des wachsenden Westens, u.a. mit dem Bau eines Gymnasiums in Weingarten, statt der BG-Erweiterung, auflösen sollen statt erneut den reicheren Osten zu bedienen.
Bleibt zu hoffen, dass die beschlossene weiterführende Schule am Tuniberg, die in etwa 10 Jahren kommen soll, aber u.E. deutlich früher nötig ist eine Schule für alle werden kann. Sie sollte mit öffentlichem Nahverkehr gut angebunden sein und die Chancen einer Gemeinschaftsschule für alle mit den Vorteilen des ländlichen Raums verbinden.