Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
„Essen und Trinken, hält Leib und Seele zusammen“, sagen die Leut!
Aber „Essen“ ist mehr als eine reine Nahrungsaufnahme. Es ist eine Frage der Kultur, des bewussten Umganges mit uns und unserer Umwelt. Es ist auch eine Frage der Lebensstile und der finanziellen Spielräume.
Das gemeinsame Essen muss in den Kitas und Schulen einen hohen Stellenwert haben. Fakt ist, dass aktuell sogar in den Grundschulen die wenigsten Kinder regelmäßig am Schulessen teilnehmen.
Dem Gesamtelternbeirat gebürt für seine engagierte Arbeit unser Dank und Respekt. Er hat u.a. eine große Umfrage durchgeführt, bei der uns folgendes besonders wichtig ist: Erstens, sehr viele Kinder meiden das Essen an den Schulen. Viele würden wohl auf dieses Angebot zurückgreifen, wenn es attraktiver wäre. Zweitens werden mehr Mitwirkungsmöglichkeiten gefordert. Gerade das neue Gesetz zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen verpflichtet uns, wo auch immer, die Kids bestmöglichst zu beteiligen. Wann und wo, wenn nicht beim Essen soll dies geschehen ?
Gerne hätten wir der Vorlage entnommen, mit welchen Konzepten die Verwaltung hier zukünftig verfahren will.
In den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gibt es zahlreiche Anregungen hierzu unter dem Stichwort „Nudging“, also der Idee, geeignete Anreize und Anstöße zu bieten. Gerade im Grundschulalter werden die Basic dafür geschaffen, dass die Kinder auch später gerne mit den anderen gemeinsam ihr warmes Essen einnehmen.
Die Frage der Qualität ist dabei nicht, wie uns manche weis machen wollen, eine Frage von mehr oder wenige viel Fleisch auf dem Speiseplan. Qualität umfasst viele Facetten von den Produktionsketten bis zur Darbietung und Einnahme der Speisen. Wichtig ist uns, dass dabei ökologisch nachhaltig gewirtschaftet wird. Am Ende muss es gesund sein und schmecken. Das kann bei einer Menülinie durchaus gelingen.
Finden es unsere Kids nicht immer schön, wenn sie zwischen mehreren Alternativen wählen zu können? Deshalb plädieren wir dafür, innerhalb der „Einmenülinie“ eine möglichst optimale Komponentenvielfalt anzubieten, das heißt, dass den Kindern die Chance geboten wird, zwischen mehreren Komponenten zu wählen.
Kinder wollen, dass man sie ernst nimmt und auch ihre Kritik regelmäßig abfragt und berücksichtigt. Leider können wir der Vorlage weder eine differenzierte Analyse des aktuellen Essverhaltens noch ein solches systematisches, für alle Schulen wirksames Beteiligungs- und Beschwerdemanagement erkennen. Das muss zügig ändern!
Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme. Essen ist auch eine Frage der Kommunikation und der Gemeinschaftspflege. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat unter dem Stichwort „Gestaltung der Essumgebung und Essatmosphäre“ viele gute Vorschläge gemacht.… Dreh- und Angelpunkt sind dafür eine geeignete Infrastruktur und die passenden Räume.
Dies scheint in Freiburg längst nicht an allen Grundschulen gegeben zu sein. Deshalb wird die Verwaltung beauftragt, im Rahmen des nächsten Schulentwicklungsplanes hierfür eine Bestandsaufnahme, eine Bedarfsanalyse und einen Maßnahmenplan vorzulegen, damit alle Kinder in angenehmer Atmosphäre gemeinsam ihr Mittagessen einnehmen können.
Ob das angestrebte Abo-Bestellsystem dazu führt, dass künftig mehr Kinder am Schulessen teilnehmen, muss bezweifelt werden. Vieles scheint noch unklar, z.B. wann, wie und für welche Zeiträume die Eltern die Essensbeiträge bezahlen müssen. Auch ist nicht klar, wie mit den Ausfallzeiten, z.B. bei Erkrankungen umzugehen ist. Es kann nicht sein, dass Eltern, deren Kinder krank sind, auch noch durch derartige Mehrkosten zusätzlich belastet werden.
Schlussendlich steht und fällt alles mit der Frage des Preises. Schon heute nehmen viele Kinder aus Kostengründen nicht am gemeinsamen Schulessen teil.
Wir alle wissen, dass in den letzten Monaten alles furchtbar teuer geworden ist. Immer mehr Haushalte kommen finanziell an ihre Grenzen. Davon lesen wir hier leider nichts! Wir diskutieren hier aber nicht im luftleeren Raum. Schon 50 Cent mehr am Tag für das Schulessen, machen im Monat 10 Euro aus und für eine Familie mit 2 oder mehr Kinder ist schnell die Schmerzgrenze erreicht.
Deshalb fordern wir, dass der Esseneigenanteil analog zu den „Elternbeiträgen für die Kita- und Schulkindbetreuung“ differenziert wird. So können die sozialen Härten für die Schwellenhaushalte aber auch für die Familien mit mehreren Schulkindern spürbar entlastet werden.
Wenn wir Chancen- und Bildungsgerechtigkeit ernstnehmen, dann müssen wir unseren Kindern an den Schulen optimale Entwicklungs- und Teilhabechancen gewähren. Ein gutes, schmackhaftes und reichhaltiges warmes Mittagessen in geeigneter Atmosphäre ist dafür ein wesentlicher Baustein.
„Bildung für alle“ ist das Ziel. Und diese Bildung muss unabhängig vom Geldbeutel der Eltern sein. Deshalb müssten wir hier eigentlich ein beitragsfreies Mittagessen für alle Schüler_innen fordern. Nulltarif beim Mittagessen! Die Anträge, die wir heute dazu einbringen, sind ein Schritt in diese Richtung! Bitte unterstützen Sie uns dabei
Danke