Neuer Anlauf für den Stühlinger Kirchplatz: Die Fraktion „Eine Stadt für alle“ macht konkrete Vorschläge
Drogen, Schlägereien und Müll auf der einen Seite – Familien mit Kindern, Schüler, Wochenmarkt auf der anderen: Der Stühlinger Kirchplatz wird gerne und intensiv genutzt. Doch wie soll man die oft gegenlaufenden Interessen unter einen Hut bringen? Die Fraktion „Eine Stadt für alle“ hat die Verwaltung beauftragt, bis Ende des Jahres ein „Sozio-kulturelles und integratives Gesamtkonzept für den Stühlinger Kirchplatz“ zu erstellen – und hat dafür auch schon eigene Vorschläge in petto.
Dass es am Stühlinger Kirchplatz teils Probleme gibt, ist kein neues Phänomen. Schon viele Jahre kommen immer wieder neue Ansätze auf den Tisch, „die dann leider nach einiger Zeit wieder im Sande verlaufen sind“, schildert „Eine Stadt für alle“-Stadtrat Gregor Mohlberg die aktuelle Lage.
Geflüchtete aus afrikanischen Ländern, Menschen mit Suchtproblematik, Schüler, Freizeitnutzer und Anwohner, sie alle treffen auf diesem innerstädtischen Platz zusammen, beschreibt Mohlberg die Gemengelage. Dass der Stühlinger Kirchplatz ein Kriminalitätsschwerpunkt sei, will Mohlberg nicht zwingend unterschreiben. „Wir haben es hier vor allem mit Ängsten der Menschen zu tun“, so Mohlberg. Diese müsse man ernst nehmen. Ihnen allen gerecht zu werden sei eine immense Herausforderung. Vier Vorschläge hat die Fraktion deshalb formuliert und auch schon in den kommenden Doppelhaushalt eingebracht, „die auf unterschiedlichen Ebenen die Problemstellungen aufgreifen sollen“, so Mohlberg.
Ein Baustein könnte die interkulturelle Vermittlungsarbeit des Vereins Capoa Freiburg sein, findet man in der siebenköpfigen Fraktion. Hier engagieren sich Menschen aus Ost-, Süd- und Westafrika, die langjährig in Freiburg leben. Mit 50.000 Euro soll die Arbeit des Vereins in den kommenden zwei Jahren gefördert werden. Sie wenden sich vor allem an junge Geflüchtete, die sich in den vergangenen Jahren den Platz als Treffpunkt ausgesucht haben. Aufgegriffen hat die Fraktion außerdem erneut das Thema der dauerhaften Öffnung der Toiletten am Stühlinger Kirchplatz. „Das könnte die Platzqualität deutlich verbessern“, findet Mohlberg.
Die Toiletten sind bereits seit den 90er Jahren für die dauerhafte Nutzung gesperrt, auch der Bürgerverein Stühlinger kämpft seit Jahren für eine Öffnung. Momentan sind sie nur an Markttagen, jeweils Mittwoch und Samstag von 8 bis 13 Uhr zugänglich. Zudem plädiert man für weitere Stadtmöbilierung, wie beispielsweise Stühle, Liegen oder fest verankerte Tische. Zentrales Herzstück des Konzepts ist der KulturKiosk am Stühlinger Kirchplatz. Auch hier liegt schon seit etwa 2018 ein Konzept vor, der Verein Schwere(s)Los kann sich in Zukunft eine kleine Bühne, den Verkauf alkoholfreier Getränke und mehr vorstellen. „Zum Beispiel könnten hier auch Sportgeräte verliehen werden“, erklärt Mohlberg.
Nun hat die Verwaltung bis Ende des Jahres Zeit, sich mit den Vorschlägen zu beschäftigen. Bei „Eine Stadt für alle“ hofft man, dass die Stadt das „Problem“ Stühlinger Kirchplatz nun nachhaltig und umfassend anpackt – „damit der Platz für alle nutzbar bleibt.“
Artikel von Claudia Kleinhans, erschienen im Freiburger Wochenbericht, vom 12.4.2023