Die angedachten neuen Parkplätze am KEIDEL Bad stehen sinnbildlich für den Umgang mit unserer Lebensgrundlage: Weiter so, statt Verkehrswende und Klimaschutz. Es scheint, als finde sich für den Einzelfall immer ein Grund, warum eine neuerliche Naturvernichtung zu rechtfertigen ist. In Summe führt das aber dann zu einer ernsten Bedrohung unserer Lebensgrundlage.
Der Kritik an den Rodungen haben sich aus Freiburg auch Fridays for Future, Fossil Free, Extinction Rebellion, Parents for Future und Fridays for Future Neuenburg angeschlossen. Wir teilen ihre Einschätzung, dass „die Signalwirkung dieser Maßnahme [ist], dass für Konsum und motorisierten Individualverkehr weiterhin natürliche Ressourcen wie ein Rechenposten in einer Bilanz behandelt werden können“. In einem offenen Brief fordern sie OB Horn „dringendst dazu auf, diesen Beschluss zurückzunehmen und durchzusetzen, dass keine Bäume für den Umbau des Bades gefällt werden. Zweitens sollte das Verkehrskonzept bezüglich des Thermalbades so erweitert werden, dass in naher Zukunft auf weitere der bisherigen Parkplätze verzichtet werden kann, um Raum zum Aufforsten zu schaffen.“ Als erstes sollten die vorhandenen Parkplätze kostenpflichtig sein. Parallel muss die Anbindung an den ÖPNV verbessert und für Kund*innen des Bades kostenfrei werden. Auch der Bürgerverein St. Georgen kritisiert die unzureichende Bürgerbeteiligung bei den Planungen und stellt eine klare Forderung: „In Zeiten des Klimawandels […] dürfen in unserem Mooswald aus rein monetären Gründen keine Bäume gefällt werden.“
Doch es geht auch nicht nur um die Bäume, die gefällt werden sollen. Der geplante Flächenverbrauch wirkt sich auf eine Reihe von Schutzgütern stark negativ aus: Etwa auf den Boden, der ebenso CO2 speichert wie die 190 Bäume. Betroffen ist auch die Grundwasserbildung – hierfür brauchen wir ebenfalls intakte Böden. Auch viele Arten würden ihren Lebensraum verlieren, den sie bevorzugt in alten Bäumen finden.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung zog 2016 das Fazit, dass die andauernde Umwandlung von Flächen in Verkehrsflächen eines der schwerwiegenden ungelösten Umweltprobleme Deutschlands ist. Die Auswirkungen auf Natur und Umwelt durch Versiegelung sind erheblich und zumeist unumkehrbar.
Äußerst erstaunlich ist die abweichende Einschätzung, nicht zuletzt von OB Horn, nach der der Parkplatzneubau bereits „ausgeglichen“ sei. Gemeint ist wohl, dass die 190 zur Fällung vorgesehenen Bäume andernorts nachgepflanzt wurden. Rechtlich-formell mag der Parkplatzbau ausgleichbar sein, aber die 0,85 ha Waldboden mit ihrer Klimaschutzfunktion sind unwiederbringlich verloren und eine Maßnahme wird durchgezogen, die in diametralem Gegensatz zu den Anforderungen unserer Zeit steht. Was sagt unser OB dazu, was sagen Bündnis 90/Die Grünen?
[Amtsblattartikel vom 13.09.2019]