Wohnen ist Menschenrecht!

Wie wichtig ist Ihnen Ihr persönliches Zuhause? Können Sie sich vorstellen, eines Tages nicht mehr über eine eigene Wohnung zu verfügen? Wohnungslosigkeit ist seit alters her ein gefürchtetes Schicksal. Gerade in unserem schönen Freiburg erleiden aber immer mehr Menschen diese Not. Allein die Zahl der „Postersatzadressen“ ist seit dem letzten Jahr von 799 auf 915 gestiegen, das sind über 20 Prozent mehr!

Fast tausend Menschen verfügen in unserer Stadt über keinen Ort, an dem sie offiziell gemeldet sind. Immer mehr Menschen wohnen völlig beengt, übergangsweise bei Freunden oder Verwandten. Die Zahl der Personen in Notunterkünften oder Wohnheimen steigt ständig, obwohl der Gemeinderat schon 2017 beschlossen hat, diese allmählich abzubauen. 2018 beschloss die Stadt, innerhalb von fünf Jahren hierfür 200 Kleinstwohnungen zu bauen. Doch dieser Beschluss wurde niemals umgesetzt. Stattdessen soll jetzt sogar ein weiteres Wohnheim in Betrieb gehen. Wohnungslose brauchen dagegen in erster Linie und sofort eine eigene Wohnung: „Housing First“! Wohnen ist ein Menschenrecht.

Andere Städte machen es vor

Die Fraktion „Eine Stadt für Alle“ kämpft wie keine andere für die Gewährleistung dieses Menschenrechts: bezahlbare Wohnungen für alle! Not- und Wohnheimunterkünfte sind wichtig, damit auch kurzfristig niemand auf der Straße leben muss. Aber sie sind keine nicht die Lösung krasser sozialer Probleme. Fachleute und Fachverbände fordern deshalb schon lange, dass auch in Freiburg endlich das international erfolgreiche Konzept „Housing First“ umgesetzt wird.

Auf Antrag unserer Faktion hat die Stadtverwaltung hierzu nun eine Fachtagung organisiert. Frau Professorin Gerull berichtete über einen bestens gelungenen Testlauf in Berlin, der eine 95-prozentige Erfolgsquote hatte. Wohnungslosen wird dabei bedingungslos eine eigene Wohnung angeboten, damit sie zuallererst einmal ein eigenes Zuhause haben. EBM Ulrich von Kirchbach wollte dieser Idee nicht widersprechen, aber er beklagte, dass die Freiburger Wohnungswirtschaft zu wenig Wohnungen hierfür bereitstelle. Einzig die Freiburger Stadtbau, die laut Kirchbach dank des Bürgerentscheids 2006 in kommunaler Hand geblieben sei, wirke hier hilfreich.

Aus dem Publikum wurde kritisiert, dass die Stadt offensichtlich zu wenig Anstrengungen unternehme, die Freiburger Öffentlichkeit für dieses Problem besser zu sensibilisieren und mehr Druck auf die Vermietungsgesellschaften auszuüben. In dieser Diskussion wurde auch Artikel 14 zitiert: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Das ist Maßstab und Auftrag für mehr soziale Gerechtigkeit auch in Freiburg.

Prof. Dr. Günter Rausch / Felix Beuter