Angelinas Rede zur Standortentscheidung für ein weiteres Gymnasium

Portrait Angelina Flaig

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Anwesende,

heute sollen wir beschließen, dass am Tuniberg ein Gymnasium realisiert werden soll. Ein Gymnasium, das spätestens im Schuljahr 2031/32 eröffnet wird. Richtig ist, dass als Standort für eine weiterführende Schule der Tuniberg ausgewählt wurde, jedoch ist die Entscheidung für eine bestimmte Schulart zu diesem Zeitpunkt höchst fraglich, zumal es bereits eine weitere attraktive Alternative in der baden-württembergischen Bildungslandschaft gibt: eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe.

Gerade das Argument, dass die Gymnasiast*innen, die am Tuniberg leben, momentan unzumutbar lange Schulwege auf sich nehmen müssen, gilt im selben Maße für die Haupt- und Realschüler*innen. Doch nicht nur deswegen eignet sich eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe deutlich mehr als der Bau eines Gymnasiums.

Mit dem Bau eines Gymnasiums entscheiden wir uns weiterhin dafür, das dreigliedrige Schulsystem weiter zu verfestigen. Somit verschärften wir die Bildungsungerechtigkeit, die in Deutschland immer noch in starkem Maße von der sozialen Herkunft abhängt. Eine Gemeinschaftsschule bietet allen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, miteinander und voneinander zu lernen. Die Entscheidung, welcher Abschluss am Ende der Schullaufbahn steht, wird nicht bereits nach der 4. Klasse getroffen und so haben die Jugendlichen länger Zeit, sich zu entwickeln und zu entfalten. Das Miteinander an einer solchen Schule stärkt in erheblichem Maße die sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Individuelle Förderung und kooperatives Lernen führt dazu, dass alle entsprechend ihrer Begabungen und Fähigkeiten unterstützt werden. Eindrucksvoll zeigen andere Länder wie Kanada und Finnland, dass das Konzept Gemeinschaftsschule erfolgsversprechend ist. Mittlerweile gibt es auch in Baden-Württemberg entsprechende Schulen mit tollen Konzepten, von denen wir hier in Freiburg lernen und profitieren können. Zudem könnten wir uns gut vorstellen, dass die Schule auf die besonderen Rahmenbedingungen der Tuniberggemeinden eingehen könnte und sich ökologisch ausrichtet. So könnten landwirtschaftliche Betriebe als außerschulische Lernorte gut in den Schulalltag integriert werden.

Wir sind davon überzeugt, dass eine Gemeinschaftsschule die richtige Schulart nicht nur für den Tuniberg, sondern eigentlich für alle weiterführenden Schulen ist. Bis die Schule eröffnet wird, wird es noch eine ganze Weile dauern. In dieser Zeit könnte man die Bürgerinnen und Bürger am Tuniberg miteinbeziehen und gemeinsam ein tragfähiges Konzept für eine Gemeinschaftsschule entwickeln. Wenn wir uns bereits heute auf ein Gymnasium festlegen, ist diese Chance vertan. Unabhängig davon, welche Schulart aber am Tuniberg verwirklicht wird, noch ein wichtiger Hinweis. Die Anbindung des Tunibergs wird von uns schon lange kritisiert und ist mit ein Grund dafür, dass die Schulwege für die  Kinder und Jugendlichen unzumutbar sind. Diesen Zustand dürfen wir nicht länger aufrechterhalten, sondern sollten hier dringend nachsteuern. Die Schule am Tuniberg wird nämlich auch Schülerinnen und Schüler aus der Kernstadt aufnehmen. Bitte denken Sie daher eine gute Anbindung mit ÖPNV bei den weiteren Planungen mit.