Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Anwesende,
unsere Fraktion – wie auch unsere Vorgänger-Fraktionen Unabhängige Listen und JPG – kämpfen seit Jahren für die Einrichtung eines NS-Dokumentationszentrums in Freiburg. Umso erfreulicher ist es, dass nun auch die Verwaltung dem Antrag auf einen spendenbasierten Eintritt folgt. Das Dokumentationszentrum ist eben kein Museum wie alle anderen, sondern soll die Auseinandersetzung mit dem Faschismus aufzeigen.
In einer Zeit, in der faschistisches Gedankengut öffentlich, ja teilweise unwidersprochen geäußert werden kann, tut es umso mehr Not, dass an eine Zeit erinnert wird, die die meisten von uns nicht wieder haben möchten. Aufklären, Mahnen, Gedenken sind heute notwendiger denn je.
Nächste Woche ist der Jahrestag der einzigen Bombardierung, die Freiburg erlebte, die dafür umso fürchterlicher war. Gleichzeitig wurde auf der anderen Seite des Rheins Straßburg von der deutschen Besatzung befreit. Jede Familie hat Erinnerungen und auch Narben, die aus der Zeit des Faschismus stammen. Die persönlichen Erfahrungen in den Zeitenlauf einzubinden und daraus für die Zukunft zu lernen, das ist es, was das Dokumentationszentrum uns lehren wird.
Oder um es mit Jorge Semprun in seinem Buch „Was für ein schöner Sonntag“ zu sagen: „Aber kann man irgendeine Erfahrung verarbeiten, ohne sie sprachlich mehr oder weniger zu meistern? Das heißt, die Geschichte, die Geschichten, die Erzählungen, die Erinnerungen, die Zeugnisse: das Leben? Der Text, ja die Textur, das Gewebe des Lebens?“
Unser Dank gilt den vielen Menschen, die in den letzten Jahren den Auf- und Umbau des NS-Dokuzentrums vorantrieben. Wir danken insbesondere unseren ehemaligen Gemeinderät:innen Michel Moos und Irene Vogel, die sich schon sehr früh für die Realisierung des Dokuzentrums einsetzten.
Die politischen Realitäten unserer Zeit bestätigen uns alle in der Dringlichkeit und Wichtigkeit dieses Ortes und damit auch darin, dass der Eintritt spendenbasiert ist.
Denn viele Schriftsteller formulierten es bereits – und um mit den Worten Primo Levis zu schließen: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.