Ausbau von Sozialberatungsstellen in Quartieren mit besonderen Bedarfen

In den aktuell schwierigen Zeiten erleben wir allenthalben wachsende Unsicherheiten, Ängste, Orientierungslosigkeit und vielfache Überforderung von immer breiter werdenden Bevölkerungsschichten in der Bewältigung des Alltags und oftmals schwieriger Lebenslagen. Die Corona-Pandemie und die anschließende Kriegskrise haben vorhandene soziale und psychische Problemlagen noch verstärkt. Beratungsstellen berichten, dass Menschen, die nicht über einen gewissen sozialen oder materiellen Status und über die geforderte soziale, emotionale oder kognitive Bildung verfügen, die Chancen und Angebote einer modernen Gesellschaft oftmals nicht nutzen können. In der Folge geraten sie immer mehr in materielle Notlagen und außergewöhnliche psychosoziale Belastungen, die ihnen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zunehmend verunmöglichen. Im Falle von Familien betrifft es nicht zuletzt die Kinder, die in Folge von Selektionsprozessen dann zu häufig ausgegrenzt und marginalisiert werden.

Orientierung an Sprach- und Bildungsressourcen

Gerade für Menschen, die aufgrund ihres sozialen, kulturellen und biographischen Werdeganges nicht hinreichend an den allgemeinen Teilhabeprozessen partizipieren können, sind die vorhandenen Hilfe- und Unterstützungsangebote oftmals nicht abrufbar. Sie kennen viele Angebote gar nicht oder sind überfordert mit den inzwischen hoch komplizierten Abläufen und bürokratischen Anforderungen. Wichtig wäre hier eine Ansprechbarkeit, die niedrigschwellig in der sozialräumlichen Umgebung angeboten wird. Alle wichtigen Informationen, soweit noch nicht geschehen, insbesondere Antragsformulare für Transferleistungen müssen dabei mehrsprachig und in leichter Sprache verfasst werden.

Hilfeangebote ausbauen – Sozialberatungsangebote ergänzen!

Aufgrund dieser gesellschaftlichen Entwicklungen mit komplexen Modernisierungs- und Transformationsanforderungen halten wir es für unverzichtbar, das vorhandene Netzwerk sozialer Institutionen und Hilfeangebote auszubauen und um zusätzliche Sozialberatungsangebote zu ergänzen. Wohnungslose, ältere Menschen mit niedrigem Einkommen, Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit geringer Bildung sind oftmals von der zunehmenden Digitalisierung und den überbürokratisierten Antragsformulen überfordert und tendenziell ausgeschlossen. Sie waren und sind auf lebenswelt- und sozialraumnahe persönliche Beratungsangebote angewiesen.

Aus diesen Gründen fordern wir die Errichtung von Sozialberatungsangeboten in benachteiligenden Quartieren mit besonders signifikanten sozialen Problemlagen und Indikatoren – analog der Stadtteile Haslach und Weingarten.

  • Felix Beuter & Prof. Günter Rausch