Bäder sind für die öffentliche Daseinsvorsorge essenziell

Portrait Irene Vogel

Linke Liste, Grüne Alternative und Unabhängige Frauen haben die Forderung nach einem Neubau des Außenbeckens Westbad unterstützt, seit die Forderung aus der Bürgerschaft erhoben wurde. Mit einem Beschluss im Haushalt 2019/2020 war das Außenbecken bereits in greifbare Nähe gerückt. Doch im darauffolgenden Haushalt 21/22 wurde es erneut zum Spielball von Sparmaßnahmen, der eine große Mehrheit des Gemeinderats gegen unser Votum folgte. 

Im laufenden Haushalt wurden wiederum Mittel eingestellt, mit denen die aktuelle Planung realisiert werden konnte und wir uns erneut verpflichten, die erforderlichen Haushaltsmittel für den Neubau im Doppelhaushalt 2025/26 zur Verfügung zu stellen. Ein konkreter Baubeschluss ist das heute immer noch nicht. Bitte bedenken Sie, dass Freiburgs Bevölkerung zwischenzeitlich um mehr als 30.000 Menschen gewachsen ist –  vor allem im Westen der Stadt und sich diese Zahl durch Dietenbach, Kleineschholz und weitere Sanierungsquartiere nochmals nahezu verdoppeln wird.

Wir warnen deshalb davor, die Umsetzung des Außenbeckens aufgrund absehbarer Steuermindereinnahmen in den nächsten Jahren erneut in Frage zu stellen. Diese Warnung richten wir an die Verwaltungsspitze wie an die Fraktionen im Gemeinderat, die Bäder immer noch als ein nice to have zu begreifen und für die einzig die steigenden Betriebskosten durch noch mehr Bäder das Maß der Dinge sind.

Dabei verkennen sie alle, dass Bäder eine fast so wichtige Rolle für die öffentliche Daseinsvorsorge der Nutzer:innen von ganz jung bis ganz alt spielen, wie der ÖPNV. Zum Schwimmen lernen, zum niederschwelligen Sport treiben, zur Förderung und Erhaltung der Gesundheit bis ins hohe Alter und mit körperlichen Einschränkungen, zum Abkühlen in zunehmend heißeren Zeiten, zur alleinigen oder gemeinsamen Freizeitgestaltung, zur Erholung vom stressigen Alltag und als Ersatz für die nicht leistbaren Urlaubsreisen. Umso eingeschränkter die Lebensumstände, umso wichtiger ist diese Infrastrukturmaßnahme für die Teilhabe – so unser Fazit.

Aufgrund dieser Erkenntnis erteilen wir all jenen eine Absage, die jetzt schon wieder einzig auf das Ansteigen des jährlichen Defizits der Betriebskosten schielen und meinen, wenn das Außenbecken Westbad realisiert ist, müssen spätestens die kleinen Hallenbäder in Lehen und Hochdorf geschlossen werden, weil sie proportional die höchsten Defizite bescheren. Nicht mit uns, denn auch sie erfüllen wichtige Funktionen.  

Auch nicht mit uns zu machen sind weitere Erhöhungen der Eintrittspreise, ob direkt oder indirekt – z.B. durch den Wegfall der Saisonkarte. Eine Stadt für alle steht dazu: die Bäder sind essenziell, einen kostendeckenden Betrieb kann es nicht geben und trotzdem müssen sie in den Prioritäten des Haushalts ganz oben angesiedelt und für alle leistbar sein. So setzen wir uns derzeit für noch mehr Ermäßigungen für sozial benachteiligte Familien und Alleinstehende ein.

Die vorliegende Planung halten wir für sehr gelungen, insbesondere den hohen Freizeitwert für Kinder und Jugendliche. Wir begrüßen ausdrücklich den Zugewinn an mehr Wasserfläche durch reduzierte Tiefe, die vollständige Barrierefreiheit des Freibeckens und die Energie- und Außenbereichs-Konzepte. Ein gastronomisches Angebot würde das Ganze noch positiv abrunden.

Lediglich die  Absage an das Ergebnis des Jugendbeteiligungsverfahrens, aus verständlichen Kostengründen den Strömungskanal nicht zu berücksichtigen, ist wenig glücklich. Wir schlagen vor, den finanziellen Grund, aber die ansonsten tolle Planung den Beteiligten erneut zu kommunizieren und zu überlegen, ob sie dafür alternativ in die Gestaltung der Außenfläche aktiv einbezogen werden können. Der SJR und die Jugendzentren im Westen würden einen oder mehrere derartige „Arbeitseinsätze“ sicher gerne aufgreifen und die Identifikation mit ihrem Freibad könnte damit gestärkt werden.

Eine Stadt für alle stimmt der Drucksache sehr gerne zu.