Herr Oberbürgermeister,
liebe Anwesende,
das wichtigste direkt vorweg: Unsere Fraktion hält eine Eissportfläche in Freiburg für unverzichtbar.
Die momentane Realität steht dem aber leider diametral entgegen. In nicht einmal drei Jahren gehen in der Eishalle die Lichter aus und damit für den EHC und den Eis-Breitensport gleich mit. Um deren Fortbestand auch über 2024 hinaus zu sichern, müssen wir dieses Jahr nachholen, was schon vor 10 Jahren hätte passieren müssen und endlich die Weichen für eine neue Eishalle stellen. Daher ist es gut, wenn wir nun möglichst bald zu einem Grundsatzbeschluss über den Bau kommen, denn wir sind es dem EHC und insbesondere den zahlreichen Nachwuchs- und Breitensportlerinnen und -sportlern schuldig, dass endlich Tacheles geredet wird.
Der generelle Bedarf an einer Eisfläche liegt aus der Sicht unserer Fraktion auf der Hand. Am heißesten wird in der Stadt und politisch natürlich der Profibetrieb des EHC diskutiert. Das ist klar, hat der EHC doch viele Fans in Freiburg und somit auch eine große Lobby. Und das hat natürlich auch seine Berechtigung. Ein Sportverein, der jährlich immerhin rund 85.000 Zuschauerinnen und Zuschauer in die Echte Helden Arena lockt und in der zweithöchsten deutschen Spielklasse vertreten ist, und auch seine Fans stellen sich zu Recht die Frage, welcher Stellenwert und welche Wertschätzung ihnen seitens der Stadt und des Gemeinderats zukommen und vergleichen sich natürlich mit anderen Investitionen, die kommunal in anderen Bereichen des Sports und der Kultur getätigt werden.
Weniger laut wird aber über den eigentlich viel größeren Nutzen der Eishalle gesprochen. Der Profisport nimmt nämlich nur ca. 10% der Eiszeiten in Anspruch. Die restlichen 90% der Zeit wird die Eisfläche durch den Jugend- und Breitensport genutzt. Täglich findet etwa der öffentliche Publikumslauf statt, den jährlich rund 80.000 Menschen nutzen. Da – Klimawandel sei Dank – die Zeit der ausreichen zugefrorenen Seen in der Region endgültig der Vergangenheit angehört, ist es für die meisten dieser Menschen die einzige Möglichkeit mit Eis in Berührung zu kommen und für Kinder und Jugendliche überhaupt den Eissport und seine mannigfaltigen Möglichkeiten kennenzulernen. Zusätzlich läuft, trainiert und spielt der gesamte Jugendeissport von der U7 bis zur U20 in der Eishalle und dazu kommen verschiedenste Amateureishockeyteams, Eisstockschütz*innen, Eiskunstläufer*innen und seit 2018 das Paraeishockey. Nehmen wir als Beispiel einfach mal den Eisbelegungsplan eines normalen Mittwochs. An diesem Tag darf die Profimannschaft des EHC gerade einmal eine Stunde aufs Eis, während der Publikumslauf in drei Etappen sechs Stunden, die Nachwuchsarbeit viereinhalb Stunden und die Breitensportteams Rockets und Vikings drei Stunden Eiszeit in Anspruch nehmen. Und trotz diesem breiten Angebot kann die Nachfrage nach Breiten- und Jugendsport auf den Eis nicht ansatzweise gedeckt werden. Wer hier den Bedarf nicht sehen will oder behauptet, dass hier nur eine kleine spezifische Gruppe betroffen wäre, argumentiert an der Realität vorbei.
Aber es geht in der Frage nach einer zukunftssicheren Eishalle selbstverständlich nicht nur um das „Ob“, sondern auch um das „Wie“. Hier setzen manche Fraktionen wohl viel Hoffnung in ein mögliches Investoren-Modell. Aber wir dürfen uns da keine Illusionen machen. Keine Investoren und Investorinnen, egal mit welchem Hintergrund, werden der Stadt Freiburg einfach mal so eine Eishalle schenken, sondern am Ende immer nur auf ihren Profit aus sein. Etwas anderes zu glauben ist reines Wunschdenken. Ein Wunschdenken, dass man leider bei Befürworter*innen von als Public Private Partnership verklärter Privatisierung immer wieder antrifft, meist mit äußerst negativen Folgen für die öffentlichen Kassen und massiver Angebotsverschlechterung für die Nutzerinnen und Nutzer öffentlicher Güter. Die zum Teil völlig offenen Fragen und auch Risiken, die mit einer Vergabe des Projekts an einen Investor oder eine Investorin einhergehen, werden in der Vorlage ja ausführlich beschrieben. Ein Punkt, der uns dabei fehlt, für eine mögliche Zustimmung unserer Fraktion aber von zentraler Bedeutung ist, ist die Frage, ob und inwiefern sich die Bedingungen für den Nachwuchs- und Breitensport durch ein Investorenmodell verschlechtern würden, was beispielsweise die Preise und die Verfügbarkeit der Eisfläche betrifft.
Soll es aber am Ende ein Investorenmodell werden, muss auch im Detail aufgezeigt werden, was das für das Zentren-und-Märkte-Konzept der Stadt bedeutet. Insbesondere ist darauf zu achten, welchen Einfluss beispielsweise ein möglicher großflächiger Einzelhandel für die angrenzenden Stadtteilzentren hätte, deren Überleben für viele Bewohnerinnen und Bewohner wesentlicher Teil der Grundversorgung ist.
Es ist kein Geheimnis – und sie werden es vielleicht schon rausgehört haben -, dass unsere Fraktion einen Bau aus städtischer Hand für die nachhaltigere und langfristig auch kosteneffizientere Lösung hält. Es muss klar berechnet werden in welchem Verhältnis die jährliche Belastung des Haushalts bei einem Bau durch die Stadt und entsprechender Kreditlaufzeit mit den finanziellen Beteiligungen der Stadt steht, die ja auch die Vorlage für jedes Investorenmodell als gesichert annimmt. Für eine Grundsatzentscheidung müssen daher belastbare Zahlen für alle relevanten Größen-, Kapazitäts- und Bauvarianten auf dem Tisch liegen. Besonders bedenkenswert erscheint uns dabei die modulare Bauweise, die zunächst möglicherweise nur eine Minimalversion der Zuschauerkapazitäten und Ausstattung zur Existenzsicherung des Eissports und der Maximierung der Eisfläche realisiert, die sich aber gegebenenfalls mit vertretbarem Aufwand und möglicherweise unter finanzieller Einbeziehung des EHC erweitern lässt.
Klar ist aber auch, die Aufgaben in den nächsten Haushalten werden nicht kleiner werden und eine neue Eishalle wird auch nicht zur Entspannung der Finanzsituation beitragen. Eine moderate Erhöhung der Gewerbesteuer, die nur diejenigen betreffen würde, die unabhängig von der Pandemie satte Gewinne machen, wird man – wenn man denn eine Eishalle für Freiburg will – nicht erneut mit fadenscheinigen Argumenten von psychologischen Signalen einfach vom Tisch wischen können.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.