Egoismus vernichtet Solidarität

Die Querdenkerbewegung gehört mittlerweile so eng zur Corona-Pandemie wie Masken und Videokonferenzen. Da die Bewegung insbesondere in Baden-Württemberg stark verwurzelt ist, macht dieses Phänomen natürlich auch vor Freiburg nicht halt. Zunächst waren es vor allem Autokorsos, in denen sich größtenteils Mittel- und Oberklassewagen geschmückt mit allerlei Transparenten und Symbolen voller Verschwörungsmythen dienstags wild hupend durch die Stadt wälzten. Seit einigen Wochen gehören aber auch samstägliche Aufmärsche von Coronaleugner*innen, Esoteriker*innen, Impfgegner*innen, Verschwörungsgläubigen und strammen Rechten zum Stadtbild. Am letzten Samstag zählte die Polizei sogar 850 Menschen, die – während auf den Intensivstationen völlig überarbeitete Pflegekräfte und Ärzt*innen um das Leben von tausenden Menschen kämpfen – mitten in der vierten und bisher schlimmsten Corona-Welle gekommen waren, um sich dem von ihnen imaginierten Faschismus der Corona-Maßnahmen entgegenzuwerfen.

Zur Schau stellen sie dabei Plakate und Parolen, die keinen Zweifel daran lassen, dass sie die Welt der Fakten und Wissenschaft weit hinter sich gelassen haben und von einem Freiheitsverständnis getrieben sind, das den eigenen Egoismus absolut setzt und keinerlei Raum für Solidarität oder den Schutz von Schwächeren lässt. Zu diesem Weltbild gesellt sich auch eine ordentliche Portion Antisemitismus, wenn sich Teilnehmende „Judensterne“ auf ihre Ärmel malen, das Wort ungeimpft darüberschreiben und damit die Shoa in schäbigster Weise verharmlosen. Und natürlich mischt auch die sogenannte AfD munter in diesem Sumpf mit.

Querdenker*innen entgegentreten

Umso mehr freut es uns, dass es in Freiburg auch Widerstand gegen diese Umtriebe gibt. Es finden regelmäßig Mahnwachen und Gegendemonstrationen statt und wir rufen alle Freiburger*innen dazu auf, sich diesen Protesten anzuschließen.

Die Pandemie wird erst dann enden, wenn die Impflücken beinahe vollständig geschlossen werden. Dieser Aufgabe wird sich hauptsächlich Berlin stellen müssen. Um bis dahin aber möglichst viele Leben zu retten, gilt es alles zu tun, um die Infektionskurve wieder abzuflachen und das Gesundheitssystem zu entlasten.

–          Felix Beuter & Michael Moos