Ein Jahr Moratorium fürs Metzgergrün

Günters Begründung für den Absetzungsantrag zu TOP19 Bebauungsplan mit örtlichen Bauvorschriften ‚Im Metzgergrün‘ der Gemeinderatssitzung vom 12.07.2022

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

Winston Churchill soll einmal gesagt haben: „Ein Fanatiker ist der, der seine Meinung nicht ändern kann!“ Bekanntlich ändern wir unsere Meinungen halt nicht so leicht und schon gar nicht gerne. Aber leben wir nicht in turbulenten Zeiten. Der Bundeskanzler sprach gar von einer „Zeitenwende“. Radikale Veränderungen gibt es auch im Bereich des Bauens.  

Das „Handelsblatt“ schrieb am 8. Juli: „Neubau verteuert sich wie seit 50 Jahren nicht“. Für uns besonders schmerzhaft sind die Verteuerungen im Bereich des Holzbaus: Bauholz insgesamt um 38 %, Konstruktionsvollholz sogar um 83,3 %. Hinzu kommt ein exorbitanter Materialmangel, der im Hochbau von 56 % der Unternehmen beklagt wurde. Das Handelsblatt schreibt an anderer Stelle: „Die Sorge vor sinkender Nachfrage wächst. … Die Baubranche befürchtet, dass sich bald keiner mehr ein Eigenheim leisten kann.“

Glauben wir im Ernst, wir könnten vor diesem Hintergrund die einst in Schönwetterzeiten beschlossenen Großbauprojekte einfach wie geplant umsetzen? Wie stark wird der städtische Haushalt zusätzlich durch die enorm verteuerten Infrastrukturmaßnahmen belastet werden?

Wie sollen die versprochenen Mietpreise gehalten werden können? Wer soll sich die Eigentumswohnungen noch leisten können, die von vielen hier im Hause immer wieder eingefordert werden?

Last but not least: Denken wir denn über Klimawandel und dem Einsatz von Umweltressourcen noch genauso wie vor 10 – 15 Jahren? Dann hätten wir nichts dazu gelernt. Wir müssten uns dann nicht wundern über all die jungen Menschen, die kein Vertrauen mehr in die Politik haben, Unis besetzen, sich auf Straßenkreuzungen festkleben oder draußen vor dem Rathaus ein „Klimacamp“ als Zeichen zivilen Ungehorsames betreiben.

Umdenken und Neudenken sind angesagt: Seinerzeit hatten wir z.B. keine detaillierten Bilanzen der sogenannten „grauen Energie“ bekommen. Heute erscheint uns das allerdings zwingend erforderlich. Müssen wir also nicht grundsätzlich als verantwortliche Stadtmütter und -väter jetzt notwendig innehalten und alle Parameter neu prüfen?

Unsere Fraktion „Eine Stadt für alle“ plädiert für eine einjährige Denkpause, neudeutsch Moratorium genannt und bittet Sie, unserem Antrag zuzustimmen.

Lassen Sie mich zum Schluss noch Friedrich Hebbel zitieren: „Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben“.

Vielen Dank