Eine Schule für alle ist unser Ziel

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

liebe Anwesende.

Gute Bildung ist ein Schlüssel sowohl für die persönliche Entfaltung, den beruflichen Erfolg und die soziale Integration, als auch für eine nachhaltige soziale, ökologische und demokratische Entwicklung unserer Gesellschaft.

Aber: Bildungsbenachteiligung und Bildungsungerechtigkeit begleiten auch diesen Gemeinderat seit langem. Am 13. Mai werden wir in einer gemeinsamen Sitzung von KJHA und ASW hierüber miteinander sprechen müssen.

Heute beschließen wir die Einführung der Gemeinschaftsschule an der Wentzinger- und an der Emil-Thoma-Realschule. Um es vorneweg kurz zu sagen: Unsere Fraktion findet das super. Weiter so!

Warum? Zitat „Eine Gemeinschaftsschule verkörpert die Idee einer inklusiven Bildung, in der jede Schülerin und jeder Schüler unabhängig von individuellen Fähigkeiten, Begabungen oder sozialem Hintergrund die bestmögliche Bildung erhalten soll. Sie bietet eine breite Palette an Lernmöglichkeiten und unterstützt die Schülerinnen und Schüler dabei, ihre Stärken zu entdecken und ihr volles Potenzial auszuschöpfen.“ Zitatende.

Das sagt mir die „künstliche Intelligenz“, die ich heute mal bemüht habe, um meine alten grauen Zellen etwas zu schonen.

Was macht zum Beispiel diese „Künstliche Intelligenz“ mit uns und unseren Schulen? Niemand wird dies voraussagen können. Aber dass die Schulen von morgen nicht mehr die von heute sein können, liegt auf der Hand. Auch solche Diskussionen gehören deshalb eigentlich in die Debatte eines solchen Umwandlungsprozesses. 

Ob wir wollen oder nicht, wir brauchen mutige Visionen und Konzepte:

„Eine Stadt für alle“ ist deshalb schon immer für „Eine Schule für alle“.

Also für mehr Gesamtschulen und mehr Gemeinschaftsschulen im Ländle und entlang der Bächle. Der jetzt zu beschließenden Weiterentwicklung der beiden Realschulen sollte beschleunigt eine Gemeinschaftsschule – mit gymnasialer Oberstufe – am Tuniberg folgen.

Aber wir brauchen auch mutigere und fette Investitionen in die Bildung: Beschleunigte Sanierung aller Schulen, pädagogisch gute Konzepte mit räumlich wie personell guter Ausstattung für den Ganztag, Familienlotsen, die auch die Übergänge im Bildungssystem ganzheitlich begleiten usw. Wir haben dazu wiederholt gute, konstruktive Vorschläge und Anträge gemacht.

Zurück zu unseren beiden Novizen, bzw. Novizinnen. Wir wünschen uns eine maximale Begleitung der bisherigen Realschulen in die neue Entwicklungsstufe als „Eine Schule für Alle“.

Dazu gehört auch die Sorge um die sicherlich notwendigen räumlichen und personellen Aufstockungen dieser tatsächlich anspruchsvollen Schulform, wenn wir all das einlösen müssen, was wir hier versprechen. 

Die Vorlage, die ansonsten sehr gut gelungen ist, gibt sich da etwas zurückhaltend. Zur Wentzinger Realschule heißt es, die „räumlichen Kapazitäten sind weitgehend gegeben; eine Nutzung der Flure für selbstverantwortliches Lernen und Differenzierung soll durch entsprechende Brandschutzmaßnahmen baulich ermöglicht werden.“ Ist das eine kindgerechte oder gar pädagogische Lösung? Sind das die Räume, von denen die Schüler_innen bei Frau Carboni geträumt haben?

Und zur Emil-Thoma-Schule heißt es, diese würden im Bestandsgebäude im zu sanierenden Westflügel des Lycée Turenne entstehen.

Wir bitten hierzu Näheres zu sagen und auch noch die Zeithorizonte darzulegen.

Besorgniserregend klingt aber auch der nachfolgende Verweis: „das Walter-Eucken-Gymnasium und die Richard-Mittermaier-Schule bleiben hierbei voraussichtlich an ihren jeweiligen Standorten bestehen.“ Sorge haben wir, ob damit nicht die hervorragende inklusive Leitidee, gemeinsame Unterrichtsklassen mit der Mittermaier-Schule anzubieten, in Frage gestellt wird.

Sorge auch, weil gerade die fest eingeplante gymnasiale Oberstufe, in direkter Nähe zum Walter-Eucken-Gymnasium, einen besonderen Charme für diese Gemeinschaftsschule in der Wiehre haben wird.

Wir bitten die Bürgermeisterin, hierzu noch etwas zu sagen.

Last but not least steht und fällt alles natürlich mit der Bereitschaft der Eltern und Lehrer_innen, diesen Prozess gemeinsam und konstruktiv anzupacken. Hier sind die klaren Voten der Schulkonferenzen sehr hilfreich. Das verweist aber auch darauf, dass die beiden Schulleitungen diese zukunftsweisenden Weichenstellungen massiv mitvorantreiben. All das schafft ganz viel Hoffnung. Danke an alle Beteiligten für Ihr Engagement!

Wir fragen uns freilich auch, wie die Kommunikation nach außen, zum Beispiel mit den Eltern und deren Kindern, aber wie die Qualifizierung der Lehrkräfte für die völlig neue Schulform vonstattengehen sollen.

Neuer Wein in alten Schläuchen hat noch nie funktioniert.

Deshalb wünschen wir uns einen ganzheitlich gedachten Auf- und Umbruch mit der Bereitstellung aller erforderlichen Ressourcen, damit der neue Gemeinderat in naher Zukunft einen gelungenen Start in einer „Schule für Alle“ begrüßen kann.

Das wünscht sich „Eine Stadt für alle“.

Vielen Dank.