Gregors Rede zum Förderprogramm für die Verwendung von Holz und nachwachsenden CO2-speichernden Rohstoffen in Bauvorhaben

Portrait Gregor Mohlberg

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Anwesende, Mit dem vorliegenden Holzförderprogramm bekommt der Einsatz von Holz und anderer nachwachsender Rohstoffe als Baustoffe in Bauförderung und in der politischen Steuerung ein konkretes Gesicht. Dieses Förderprogramm hat das Potential – wenn auch noch zaghaft – positive klimapolitische Signale zu senden, aber auch das regionale Handwerk und regionale Produktions- und Wirtschaftskreisläufe zu fördern. Besonders freut mich persönlich der Ansatz, über die Zusammenarbeit mit dem Verein „Bauwerk Schwarzwald“ der drögen Glas-Einheitsarchitektur den Kampf anzusagen und Gebäuden was regionales, markantes und typisches zurückzugeben. Lebenswertes Wohnen ist sind nachhaltig, leistbar und braucht Charakter.

Holz ist in verschiedener Hinsicht ein interessanter und relevanter Baustoff. Holz bindet CO2 dauerhaft, ist in seiner Herstellung klimaneutral und kann bei Rückbau und Abriss recycelt und schadstoffarm entsorgt werden.

Holz und andere nachwachsenden Baustoffe schaffen hohen Wohnwert, sind aus bauhandwerklicher Sicht vielfältig und vielseitig einsetzbar – als Konstruktionsgrundlage, im Bereich der Dämmung, in der Gestaltung von Fassaden und Anbauten, wie Treppen, Geländern und Balkonen.

Nachwachsende Rohstoffe müssen heute leider erst wiederentdeckt und neuentdeckt werden. Dass die Verwendung von nachwachsenden Baumaterialien deutlich mehr ist, als Fachwerk und Bauernhäuser, zeigen moderne Bauten in Strasbourg, aber auch bereits diverse Gebäude in Freiburg. Insbesondere modulares Bauen, und damit auch günstiges Bauen, ist mit Holz gut möglich.

Neben dem Werkstoff Holz, verdient an dieser Stelle aber auch der Baustoff Hanf eine besondere Erwähnung. Er wächst deutlich schneller, ist Anspruchsarm, bindet noch mehr CO2 und trägt mit seinen tiefen Wurzeln zu einer stetigen Bodenverbesserung bei. Hanf eignet sich vornehmlich als Dämmmaterial und ist damit ein guter Begleiter zum Konstruktionsmaterial Holz.

Diese grundsätzliche Erkenntnis über die hohe Bedeutung nachwachsender Baustoffe wird heute über die Fraktionen und die Verwaltung hinweg geteilt und kommt im vorliegenden Antrag grundsätzlich zum Ausdruck. Wir werden dem Antrag daher zustimmen.
Die Verwendung von nachwachsenden Baustoffen muss zukünftig auch zu den erweiterten Kriterien bei der Bauflächenvergabe zählen. Auch das wird im vorliegenden Antrag richtigerweise bereits angedeutet, muss aber Thema weiterer Debatten und konkreter Beschlüsse sein.

Wir teilen die von BM Haag formulierte erste Stoßrichtung des Antrags, mobilisierend zu wirken. Dennoch gilt es an dieser Stelle auch auf einige Fehlstellen und Korrekturmöglichkeiten des Holzbauförderprogramms hinzuweisen. Nach einer Evaluierung und in der Fortschreibung müssen diese berücksichtigt werden. Es ist noch nicht alles Holz was glänzt.

Zu kurz kommt im vorliegenden Förderprogramm eine intensiveres fördern und fordern im Hinblick auf Ziele einer regionalen Nachhaltigkeit und des Sozialen.

Die aktuelle Ausrichtung des Holzförderprogramms stärkt den Dachausbau. Leider entsteht in diesem Segment aktuell auch viel hochpreisiger Wohnraum. Eine soziale Stellschraube und Andersbewertung von mietpreisgebundenem Wohnraum gibt es derzeit nicht. Es ist daher teilweise zu befürchten, dass die Holzbaufördermittel einfach im Rahmen eh schon geplanter Investitionen mitgenommen werden, ohne eine zusätzliche Mobilisierung zu erreichen. Die Kombination von sozialem und ökologischem Anspruch würde hier Sinn machen.
Gewünscht hätten wir uns eine noch stärkere Fokussierung auf Holz und nachwachsende Rohstoffe, die aus der Region stammen. Zwar gibt es dafür ein Bonus, aber viel Holz wird auch weiter aus weit entfernten Regionen kommen. Auch wenn dieses Holz zertifiziert ist, stammt es doch oft aus holzwirtschaftlichen Monokulturen, die selbst ein ökologisches Problem darstellen.

Um die hier genannten Fehlstellen aufzunehmen, schnell zu berücksichtigen und auszugleichen, schließen wir uns dem von den Genoss*innen der SPD eingebrachten Antrag an, im Umfeld der Evaluierung, das Programm zeitnah finanziell und inhaltlich nachzusteuern.

Außerdem schlagen wir vor, dass soziale und nachhaltige Ergänzungskriterien in den von der Verwaltung angedachten Holzbaupreis einfließen.

Neben gestalterischen und architektonischen Kriterien müssen Kernelemente bei der Bewertung von Preisträger-Projekten daher sein:

  1. ein effizienter und baukostensparender Einsatz von Holz, der bezahl- und leistbares Wohnen ermöglicht
    und
  2. eine besonders nachhaltige Auswahl des verwendeten nachwachsenden Baustoffs (egal ob Hanf oder Holz) und dessen Herkunft aus regionalen Quellen und Produktionskreisläufen.

Dem Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen muss mehr und mehr die Zukunft gehören. Neben dem Verkehr ist der Bereich Bauen und Wohnen einer der wesentlichen Eintragsmomente für CO2 seitens privater Haushalte. Das vorliegende Holzförderprogramm ist ein erster Schritt in diese Richtung, aber er darf nicht der Letzte bleiben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Rede gehalten zu TOP 11, GR-Drucksache G-19/144: „Förderprogramm für die Verwendung von Holz und nachwachsenden CO2-speichernden Rohstoffen in Bauvorhaben“ der Gemeinderatssitzung vom 22.10.2019