Innenstadt als öffentlichen Ort weiterentwickeln: handeln, arbeiten, leben und wohnen.

Portrait Lina Wiemer-Cialowicz

Gemeinderats-Rede zu TOP 14 „Innenstadt“

Sehr geehrter Oberbürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Patientin Innenstadt wartet auf Behandlung. Sie ist schon länger lädiert. Mit dem heutigen Beschluss legen wir ihr einen kleinen Verband an und hoffen, dass die extra Packung Schmerzmittel noch eine Weile reichen möge. Es wird sich zeigen, ob wir in den nächsten Jahren nicht nur Mut und Ideen aufbringen, sondern auch bereit sein werden Geld in die Hand zu nehmen, um die Patientin fit für die Zukunft zu machen.

Dabei geht es der Freiburger Innenstadt noch vergleichsweise gut. Die Nähe zur Schweiz sicherte dem einen oder anderen Geschäft das Überleben und noch sind die Leerstände sehr übersichtlich. Dann kam die Pandemie und verstärkte Entwicklungen, die es schon länger gab. Der größte Klops sind natürlich die teuren Mieten für Gewerbeflächen, aber da sind uns kommunal ja leider die Hände gebunden. Fest steht: Die Freiburger Innenstadt und mit ihr Innenstädte im ganzen Land stehen vor der größten Herausforderung der letzten Jahrzehnte. Wir sollten uns jetzt fragen, welche Weichen wir für die Freiburger Innenstadt zukünftig stellen müssen, um nicht nur der Entwicklung hinterherzurennen und lediglich zu reagieren und hier und dort den Verband zu wechseln und neue Pflaster aus der Schublade zu holen.

Was uns eint, ist doch der Wunsch von Freiburg mit einer belebten Innenstadt; einer Innenstadt, die sich von anderen unterscheidet und Bürgerinnen wie Touristinnen gleichermaßen anzieht. Und die Frage ist jetzt, welche Maßnahmen geeignet sind, um die Innenstadt nicht nur als Konsumort mit austauschbaren Ladenketten zu erhalten, sondern auch als Aufenthaltsort für alle zu gestalten. Was tun wir denn, sollte in den nächsten Jahren eines der großen Kaufhausgebäude in der KaJo die Pforten dicht machen? Was soll dann auf den mehreren 1000 Quadratmetern Fläche passieren? Eine Mischnutzung aus Wohnen, kleinen Handwerksunternehmen, Co-Working und urbaner Landwirtschaft wäre eine Möglichkeit. Denkbar wäre auch eine Nachnutzung als Stadtbibliothek mit großem Medienzentrum. Natürlich ist das Zukunftsmusik. Aber aus unserer Sicht wäre es die beste Lösung zu versuchen, diese großen Gebäude, die ja prägend sind für unsere Innenstadt, als öffentliche Orte zu erhalten. Um diese Gebäude für alle zugänglich und nutzbar zu machen, könnten wir für die Innenstadt ein Vorkaufsrecht erlassen. Aus unserer Sicht eine charmante Idee. Die Stadt Hanau hat das 2019 bereits getan und einstimmig in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Seriösen Investorinnen und Investoren wäre es damit natürlich weiterhin möglich in der Innenstadt zu investieren.

Zum Schluss denken wir übrigens auch an das Haus zum Herzog, den Basler Hof und auch das Innenstadtrathaus, dessen Zukunft mit dem 2. und möglicherweise sogar 3. Bauabschnitt im Stühlinger ja eine andere sein könnte. Ein Verkauf dieser Häuser ist aus unserer Sicht immer die schlechtere Alternative.

Vielen Dank!