Irenes Rede zu Fördermaßnahmen und Mehrbedarfe für Kultur in Freiburg

Portrait Irene Vogel

Sehr geehrter Herr OB, sehr geehrter Kulturbm von Kirchbach, liebe Anwesende, mit welcher Härte der gesamte Kulturbereich von den Auswirkungen der Pandemie und in Folge der Lock-downs betroffen ist, will ich nicht weiter ausführen. Wir wissen alle, dass es insbesondere die Musik und Darstellenden Künste und Künstler*innen, die Clubs und Spielstätten in ihrer Existenz dramatisch bedroht.

Deshalb begrüßen wir die Vorschläge zur finanziellen Unterstützung der bedrohten Kulturunternehmen und der freien Szene, die in der DS 20/259 mit insgesamt 435 T€ bedacht werden und danken Ihnen, Herrn von Kirchbach und dem Kulturamt, Frau Maier + Herrn Eichmeier für Ihre Initiative den „Laden“ am Laufen zu halten. Die Fördermodelle Jazzhaus und Jugend pro Arte folgen dem Win-Win-Modell des Fördertopfes für Mietsubventionen von Veranstaltungen in den Räumen der FWTM. Sie bringen nicht nur den Einrichtungen selbst Mieteinnahmen für derzeit ungenutzte Raumkapazitäten, sondern sie kommen vielen weiteren Akteuren in der Kulturlandschaft zugute. Chöre, Bands, Tanz und Theaterschaffende, sie alle brauchen nun größere, mit der notwendigen Technik ausgestattete Räume, die sie sich nur mit dieser Subvention leisten können. Damit erhalten sie weitere Auftrittsmöglichkeiten nun auch im Jazzhaus und den neuen Räumen von Pro Arte. Gleichzeitig sichern wir den Erhalt lebendiger Orte der Kunst und Kultur.

Verhindern müssen wir natürlich auch, dass so große und renommierte Ensembles wie das Barockorchester und das ensemble recherche, aber auch die Albert Konzerte vor dem Aus stehen. Ob es für letztere tatsächlich ein städtischer Zuschuss sein muss, oder ob für diese privatwirtschaftliche GmbH eher ein zinsloser Kredit angebracht wäre, haben wir in der Fraktion kritisch diskutiert, folgen nun schlussendlich auch diesem Vorschlag, in der Hoffnung, dass die Verwaltung wiederum unseren Antrag befürwortet.

Gemeinsam mit der SPD-Kulturliste beantragen wir nämlich für die vielen kleinen, nicht so bekannten Gruppen und Einrichtungen des gesamten erweiterten Kulturbereichs und erneut für die Clubs und Spielstätten einen Fördertopf von 100.000 Euro zum Erhalt der kulturellen Vielfalt. Für sie ist es nämlich nicht selbstverständlich, sich hilfesuchend ans Kulturamt oder gar den Kulturbürgermeister zu wenden, sie haben oft auch keine Erfahrung in der Beantragung von Zuschüssen. Dass nur 2/3 des Fördertops für Clubs und Diskotheken abgerufen wurde, ist u.E. allein noch kein Beleg dafür, dass deren Situation nicht prekär ist. Es kann z.B. auch an der Kürze der Antragsfristen gelegen haben. Deshalb wollen wir die Restmittel übertragen, aufstocken und auch für diesen Bereich bis 31.1.2021 eine Notmittel-Förderung offen halten.

Zur Drucksache Förderung Rock und Pop:

Mit der Bebauung des Güterbahngeländes haben mehr als 50 Bands ihre Proberäume verloren und so wäre es nur konsequent, dafür dort in einem städtischen Neubau Ersatz zu schaffen. Zumal das neue Quartier mit zunehmender Wohnbevölkerung mehr kulturelle Nutzung und Begegnung gut vertragen könnte. Doch die Verwaltung hat die angedachte Realisierung im D4 Gebäude sang- und klanglos begraben, ohne die Musikszene oder gar den Gemeinderat bei diesem Entschluss mitzunehmen. Demokratische Beteiligung Fehlanzeige!

Nun hat der Rock- und Pop-Beauftragte dankenswerter Weise die Kellerräume in der Karlsruher Straße aufgetan. Für den Gemeinderat und die Musikszene um Multicore heißt es deshalb heute „Vogel friss oder stirb“. Denn ein großer Wurf ist die Karlsruher Straße ganz und gar nicht. Nachhaltig ist der Umbau in Höhe von 1,1 Mio. in ein privates Mietobjekt und eine dauerhafte Miete auch nicht. Aber weil es in Freiburg immer noch keinen Ort für Populärmusik gibt, fügen wir uns eben drein.

Die Hoffnung, dass hier eine Keimzelle für ein Musiker-Haus entsteht, das nicht nur zum Proben dienen wird, sondern verschiedene Funktionen zusammenbringt, von Workshops für Aufnahme- und Mischtechnik, für Kreativität der Darbietungen und letztendlich für eine Life-Spielstätte selbst, hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem davon, ob es in der Zukunft auch eine Option über den Keller hinaus geben wird und ganz bald, in wie weit der Gemeinderat bereit sein wird, Multicore für die Entwicklung und den Betrieb dieser Einrichtung auch einen angemessenen Zuschuss zu gewähren.

Eine Stadt für Alle wird sich dafür einsetzen und stimmt der Vorlage zu.

Rede von Stadträtin Irene Vogel, gehalten in der GR-Sitzung am 7.12.2020