Der Antrag der Grünen vom September 2019 und auch die aktuelle Anfrage sind inhaltlich völlig richtig: Wir müssen wissen wie es um die Kultur- und Kreativwirtschaft in Freiburg bestellt ist, um bedarfsgerechte Entscheidungen für die Branche treffen zu können. Und aufgrund von Corona brauchen gerade Clubs und Musikspielstätten nicht nur eine Perspektive sondern vor allem Geld. Dass das Geld vor allem von Bund und Land kommen muss, ist zwar klar, kommunale Konzepte braucht es aber auch.
Erlauben Sie mir dazu einige Anmerkungen:
Kultur- und Kreativwirtschaft bilden einen wichtigen Teil der kulturellen und wirtschaftlichen Infrastruktur in der Stadt. Dass sich die FWTM dieses Clusters annimmt, ist nachvollziehbar. Wir sollten aber bei diesem Thema das Kulturamt nicht ganz außer Acht lassen. Denn wenn sich die FWTM dieses Themas annimmt, hat der wirtschaftliche Aspekt von Kultur ganz automatisch einen höheren und kann in der Konsequenz dazu führen, dass diese Berufsfelder, die ohnehin schon einem enormen Druck ausgesetzt sind, noch stärker ökonomisiert werden. Der gesellschaftliche Mehrwert von Kultur weicht damit mehr und mehr dem ökonomischen Gedanken. Und die Label „Kultur“ und „Kreativ“ werden allzu oft genutzt, um prekäre Arbeitsbedingungen zu idealisieren. Denn in der Start-Up-Szene wie auch in Kultur- und Kreativberufen stehen Selbstausbeutung, unbezahlte Überstunden, Werkverträge und Männerdominanz auf der Tagesordnung. Für meine Fraktion ist daher klar, dass Kulturwirtschaft immer auch sozial gedacht werden muss. Und gute Kulturpolitik sollte die Rahmenbedingungen für gute Arbeitsbedingungen setzen.
Bei der Kultur- und Kreativwirtschaft reden wir über eine Branche, der es lange nicht gelungen ist, sich gut und effektiv zu vernetzen. Nicht weil sie nicht konnte oder wollte, sondern schlicht, weil sie so divers ist. Und weil die Arbeitsbedingungen eben oft bescheiden sind und die Zeit fehlt, Netzwerke aufzubauen und sie zu pflegen. Das gilt natürlich auch in Freiburg. Daher ist konsequent, wenn die FWTM hier als Ansprechpartnerin und Lotsin fungiert.
Weiterdenken müssen wir zum Beispiel bei der Frage, wie kommunale Politik Selbstständige, Kleinstunternehmen oder auch größere Start-Ups über die erste und zweite Investitionsschwelle unterstützen kann und begleiten muss. Das neue Programm für Crowdfunding-Kampagnen, die in der Vorlage skizziert wird, geht da bereits in die richtige Richtung.
Aber Kultur- und Kreativwirtschaft ist nicht nur ein Thema für die FWTM. Es ist auch ein stadtplanerisches. Denn mit klugen stadtplanerischen Entscheidungen können die Standorte der Kultur- und Kreativwirtschaft geschützt und maßgeblich entwickelt werden. Denn eine Lokhalle reicht nicht aus für die Freiburger Kreativwirtschaft. Ein gutes Beispiel für den stadtplanerischen Aspekt ist das Gewerbegebiet Schildacker aus dem ein Kreativquartier werden soll. Und es liegt auf der Hand, dass sich vor allem der neue Stadtteil Dietenbach eignet, um Flächen und Räume für Kultur zu entwickeln. Da müssen wir dringend zusammen mit der Projektgruppe Dietenbach Ideen sammeln, um diesem wichtigen Wirtschaftszweig Perspektiven aufzuzeigen. Erste Ideen eine sog. „Handwerkermeile“ im neuen Stadtteil zu planen ist ein erster Schritt, den wir sehr unterstützen.