Offener Brief: 900 Jahre Freiburg – 75. Jahrestag der Beendigung des 2. Weltkriegs

Anfragen & Antworten

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Martin Horn, Sehr geehrter Herr Erster Bürgermeister v. Kirchbach,

wir bitten Sie, zu prüfen, wie die Stadt im Rahmen der 900 Jahre Feierlichkeiten auch an den 75. Jahrestag der Beendigung des 2. Weltkriegs erinnert und bitten Sie diesen wichtigen Jahrestag in jedem Fall in das Programm des Stadtjubiläums entsprechend zu integrieren.

Dieser 75. Jahrestag markiert eine wichtige Zäsur in der Geschichte Deutschlands und auch Freiburgs. Der von den Nazi-Deutschland planmäßig vorbereitete Angriffskrieg auf Polen und später ganz Europa war zu Ende, der deutsche Faschismus besiegt, die Konzentrationslager wurden befreit und die Alliierten übernahmen die Kontrolle über Deutschland.

In Freiburg waren bereits am 21. April 1945 französische Truppen einmarschiert. In der Geschichte der Stadt Freiburg Bd.3, S. 371 ff. heißt es:

„…dass das Leben nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ weiterging, als sei (fast) nichts geschehen. Zumindest zwei Institutionen setzten ihre Arbeit beinahe bruchlos fort: die Kirche und die Stadtverwaltung. Selbst den noch von den Nationalsozialisten vorgesehenen Leiter einer Notverwaltung Freiburgs, den städtischen Oberrechtsrat Dr. Max Keller, bestätigten die Franzosen“.

Erzbischof Gröber erklärte in seinem 1. Hirtenbrief am 08.Mai 1945: “Und doch trifft uns, wenigstens vor Gott, manche Schuld“, ohne sich mit seinem eigenen Verhalten gerade in der Anfangszeit des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und die Schuld konkret zu benennen. Seine weiteren Feststellungen, dass es keine Kollektivschuld der Deutschen gebe und die Verantwortung für die Verbrechen bei wenigen Personen liege (S. 385), erleichterten es der Mehrheitsgesellschaft, eine Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im Faschismus zu vermeiden.

Diese Zeit gehört auch zu den 900 Jahren Freiburger Stadtgeschichte.

In der bisherigen Planung zum Stadtjubiläum findet aber dieser wichtige Jahrestag keine entsprechende Berücksichtigung. Freiburg ist auch nicht Teil der landesweiten Veranstaltungsreihe der lpb an Gedenkstätten in Baden-Württemberg „1945 damals und heute – 75 Jahre nach der NS Diktatur und dem Ende des 2. Weltkriegs“, weil Freiburg bisher über keine Gedenkstätte verfügt. Noch ist Zeit. Wir bitten Sie dringend, dem Kulturausschuss am 30. Januar einen entsprechenden Vorschlag zu unterbreiten.

Mit freundlichen Grüßen