Ohne gute Zweiradinfrastruktur wird es keine Verkehrswende geben

Portzrai von Eiyre Gül

Sehr geehrter Oberbürgermeister, liebe Anwesende,

gerade eben haben wir noch erfolgreich die Drucksache zum Klimamobilitätsplan verabschiedet und zack … soll schon wieder sehr viel Geld (9,5 Millionen Euro) mit einem Selbstverständnis in die Aufrechterhaltung der Infrastruktur des motorisierten Individualverkehrs fließen, ohne dass der immer mehr zunehmende Radverkehr mitgedacht wird.

Zur Erinnerung: „Das übergeordnete Ziel bestand darin, ein Maßnahmenpaket für den Bereich der Mobilität zu entwickeln, durch dessen Umsetzung die verkehrsbedingten CO² Emissionen im Stadtgebiet Freiburgs nach den Ergebnissen einer Verkehrsmodellierung bis 2030 gegenüber dem Stand von 2010 um min. 40% reduziert werden können.“

Wie passt das zusammen? Wir wollen eine Verkehrswende. Und zu einer Verkehrswende sollte es heutzutage selbstverständlich sein, dass bei jeglicher Sanierung im Straßenverkehr auch die Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur mitgedacht und mitgeplant wird. Dass zudem dieses wichtige Thema am Mobilitätsausschuss vorbei lediglich im Bauausschuss und im HFA besprochen wurde, lässt dann doch Fragen offen.

Ja, die Bahnhofsgarage (eröffnet im September 1999) ist in die Jahre gekommen und muss saniert werden. Die Verwaltung begründet diesen Schritt mit dem Schaden an der Betonsubstanz und dem damit verbundenen Sicherheitsaspekt.

Aber wäre nicht jetzt der geeignete Zeitpunkt für eine Transformation hin zu einer klimagerechten Verkehrspolitik? In den letzten Jahren haben wir den Ausbau des Fahrradwegenetzes vorangetrieben, um das Fahrradfahren attraktiver zu gestalten. Die Fahrradinfrastruktur, dazu gehören auch überdachte Abstellflächen, hinkt dem hinterher. Eine der Schwachstellen in diesem Bereich sehen wir tagtäglich vor allem um den Bahnhof herum. Die kostenlosen Fahrradparkplätze an der Oberfläche östlich und westlich des Bahnhofs sind bereits gnadenlos überfüllt. Freie Parkflächen für Lastenräder und Anhänger sucht man vergeblich. Das einzige Fahrradparkhaus in der Nähe in der Radstation an der Wentzingerstraße ist ebenfalls sanierungsbedürftig und bietet auch hier kaum Platz für moderne Lastenräder oder eBikes. Zudem ist die Station wenig benutzerfreundlich, zu eng und zu umständlich in der Handhabung. Hier fordern wir in unserem Antrag, dass die Verwaltung uns ein Konzept zur Verbesserung des Angebotes an Fahrradstellplätzen, die vor allem gleisnah sind, vorzulegen. Der Fuß- und Radentscheid fordert die Bahnhofsgarage als Fahrradparkhaus mit Mobilitätsstation umzugestalten. Hier könnten auch Fördergelder akquiriert werden und müssten nicht, wie im vorliegenden Fall, komplett vom städtischen Haushalt gedeckt werden.

Wir finden: Es braucht ein neues Fahrradparkhaus am Bahnhof. Wie so etwas aussehen und umgesetzt werden kann, zeigen uns die Niederlande. Anfang des Jahres ist in Amsterdam eine riesige Fahrradgarage mit 7000 Plätzen am Hauptbahnhof eröffnet worden. Das Einchecken funktioniert kontaktlos. Die ersten 24 Stunden sind kostenfrei. Der komplette Bereich vor dem Hauptbahnhof wurde verkehrsfreundlich umgestaltet. Unsere Nachbarn haben Visionen und setzen diese um. Diese Visionen bräuchte es auch hier bei uns. Was mir Sorgen bereitet, sind die Konzerthaus- und Konrad-Adenauer Garagen, deren Erbauung ähnlich lang zurückliegen und die ebenfalls mittelfristig saniert werden müssen. In diesem Zuge könnte die komplette  Bahnhofsachse neu gedacht und nutzerfreundlich umgestaltet werden.

Wir halten die Forderung des Fuß- und Radentscheides aufgrund der Infrastruktur der Bahnhofsgarage nicht im Gänzlichen umsetzbar und haben daher einen Ergänzungsantrag zur Prüfung einer Teilnutzung der Tiefgarage für jegliche Arten von Zweirädern im Zuge der Sanierung gestellt und hoffen hier auf eine breite Zustimmung. Da die Bahnhofsgarage selten voll belegt ist und mit den Konzerthaus- und Konrad-Adenauer- und die „Am Bahnhof“- Parkgargagen vielfältige Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind, sehen wir hierdurch auch keinerlei Beeinträchtigung, vor allem da die Garage für die Sanierung ca. 1 ½ Jahre geschlossen werden soll. In dieser langen Zeit werden sich die Nutzer_innen Alternativen zum Parken erschlossen haben.

Wir begrüßen, dass zumindest für E-Autos die Ladestationen mitgedacht wurden. Allerdings: Wenn wir die E-Mobilität fördern, sind sechs Ladestationen für 272 Parkplätze eindeutig zu wenig. Hier sollte es unbedingt mehr gehen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.