Sozial- und Erziehungsberufe aufwerten!

Es war ein einmaliger und unerhörter Vorgang, dass die Stadt im Haushalt 21/22 zum Ausgleich der Tariferhöhungen für ihre eigenen Beschäftigten wie denen der Freien Träger die Budgets einfror und ihnen allen ein Spardiktat auferlegt. Wir fordern eine Rücknahme dieses Beschlusses jetzt, wo klar ist, dass die prognostizierten Einnahmeverluste ausbleiben. Besonders hoch ist der Druck auf die Erziehungs- und Sozialberufe schon vor, während und erst recht nach der Pandemie, denn sie haben eine Schlüsselfunktion bei der Bewältigung der Pandemie-Folgen. Soziale Arbeit in den Kitas, der Ganztagsbetreuung, der Sozialarbeit und Behindertenhilfe hält die Gesellschaft zusammen und den Laden am Laufen – durch die Betreuung der Kleinen, durch den Einsatz da, wo Menschen Unterstützung und Familien Entlastung brauchen. Für all das wächst der Bedarf stetig, aber nicht die Anerkennung und Wertschätzung. Am 25. Februar begannen nun bundesweit die Tarifverhandlungen zwischen Ver.di und den kommunalen Arbeitgeberinnen für diese Berufsgruppen über eine Aufwertung ihrer Tätigkeiten und die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen.

Stärke durch Solidarität

Weil aber nur ein Bruchteil dieser Kolleg*innen direkt bei der Stadt angestellt ist, braucht es für einen Erfolg in diesem Tarifkampf die Solidarität und aktive Unterstützung Vieler: der Beschäftigten der Freien Träger – denn ein besserer Tarifabschluss wird auch zum Maßstab ihrer eigenen Arbeitsbedingungen werden; der Familien – denn sie haben einen Rechtsanspruch auf gute und auf inklusive Betreuung und Bildung schon für die Kleinsten. Gelingt es, diese Tätigkeiten in den Care-Berufen für Erziehungs- und Soziale Arbeit aufzuwerten, ist die Chance groß, Fachkräfte zu halten und langanhaltende Erkrankungen zu verhindern. Vom Erfolg hängt es auch ab, ob es in naher Zukunft genug Fachkräfte geben wird, also ob es für junge Menschen attraktiver wird, derartige Berufe ergreifen. Der Fachkräftemangel ist eklatant. Er verhindert mehr Qualität und den notwendigen Ausbau der Bildungs- und Betreuungsangebote. Er erschwert somit auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Notorisch klamm – wie auch unsere Stadt – kommen die Kommunen dennoch nicht länger umhin, die berechtigten Forderungen dieser Berufsgruppen zu erfüllen. Nur so ist eine gute Daseinsvorsorge zu gewährleisten, das menschliche Potential zu fördern und hohe soziale Folgekosten zu vermeiden. Nur so wird eine Stadt zukunftsfähig und nachhaltig.

Irene Vogel / Felix Beuter