Bei Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Umfeld besteht großer Handlungs- und Leidensdruck. Zwar sind psychische Erkrankungen in den letzten Jahren stärker ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt, in den Versorgungsangeboten schlägt sich das aber nicht ausreichend nieder. Fast jeder zehnte Mensch leidet unter psychischen Erkrankungen, darunter viele Kinder und Jugendliche. Um die Situation zu verbessern, ist die Stadt zusammen mit der Region in eine Teilhabeplanung eingestiegen, mit dem Ziel alle Menschen gleichberechtigten Zugang zum gesellschaftlichen Leben zu gewähren.
Aus Sicht der Betroffenen fehlt vieles. Das beginnt bei einem nahtlosen Übergang von klinischer Behandlung in den ambulanten und häuslichen Bereich und erstreckt sich über zu wenig schulische, berufliche und tagesstrukturierende Angebote, bis hin zu eher einfachen Fragen, wie einer immer gut vernetzten Beratung, mehr Hilfe bei der Therapie-Vermittlung oder Räumlichkeiten für Betroffenen- und Angehörigen-Initiativen.
Der Teilhabeplan für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung nimmt diesen Bereich jetzt in den Fokus, beschreibt treffend die aktuelle Situation und benennt klar viele Fehlstellen. Jetzt muss es um konkrete Maßnahmen gehen und eine klare zeitliche Umsetzungsperspektive. Die bestehenden Versorgungslücken können zu weiteren Verschlechterungen, wie sozialem und beruflichem Abstieg, bis hin zu verzweiflungsbedingten Ausnahmesituationen und Fremd- oder Selbstgefährdungen führen. Immer wieder landen Menschen zwischen den Systemen und Zuständigkeiten.
Die Vielzahl der regionalen und politischen Zuständigkeiten und Leistungsträger wirkt als Bremse. Freiburg ist gut beraten, im kommenden Haushalt selbstständig mehr Geld für diesen Bereich in die Hand zu nehmen und die Landkreise, aber auch und besonders das Land und den Bund weiter und stet in eine gemeinsame Verantwortung zu nehmen.
Verbesserungspotentiale lägen in einer flexiblen und passgenauen (wohnortnahen) tagesstrukturierenden ambulanten Versorgung; spezialisierten Wohngruppen für Jugendliche und Erwachsene; nahtlose Nach-Versorgung von Menschen, die aus der Psychiatrie entlassen werden und einer guten zentralen Unterstützung bei der Vergabe von Therapieplätzen. Außerdem fehlt ein institutionalisierter Versorgungs-Zwischenbereich für junge Erwachsene in der Adoleszenz. Drohender Obdachlosigkeit von Betroffenen muss frühzeitig und immer konkret begegnet werden.
Politisch-Kultureller Jahresauftakt der Fraktion
Mittwoch, 5. Februar 2020, 20 Uhr im Stadtteilzentrum Vauban 037, Alfred-Döblin-Platz 1 (Linie 3, Paula-Modersohn-Platz). Veranstaltungsort barrierefrei zugänglich. Mit Redebeiträgen der Fraktionsvorsitzenden, einem Grußwort des OB und Musik der Gruppe BAR – www.barklang.de