Freiburg ist in vielerlei Hinsicht ein guter Standort für eine Frauen EM, von weitgehend vorhandener Infrastruktur bis zur etablierten Fankultur. Wir alle haben uns die Entscheidung heute nicht leicht gemacht, das hat man an den mehr als zahlreichen Gesprächen gemerkt, die es auf jeder der letzten Veranstaltungen gab.
Eine EM ist ein nice-to-have-Projekt, ein Event das verbindet und eine Stadt belebt, gleichzeitig aber auch mit ca. 5 Millionen ein großes Preisschild trägt.
Online im HFA zugeschaltet durfte ich mir flammende Reden von OB Horn und Sportbürgermeister Breiter für die potenzielle EM 2029 in Freiburg anhören. Wenn wir dieses Feuer und die Leidenschaft auch bei sozialen Projekten entfachen könnten, würde sich meine Fraktion sehr freuen.
Denkbar ungünstig kommen da natürlich die kommenden Doppelhaushaltsverhandlungen.
Auch wenn fachlich nicht unbedingt immer richtig, ist es schwierig zu vermitteln, wie an der einen Stelle um teils niedrige Tausenderbeträge gerungen wird und dann gleichzeitig Millionen für das Großereignis eines mehr als fragwürdigen Anbieters locker gemacht werden, der massiv profitiert, während wir zahlen.
Andererseits kann so ein Turnier auch Chancen für den Frauen- und Mädchenfußball bieten. Würde man die jungen Mädchen befragen, für die so eine Fußball-EM vielleicht am bedeutendsten wäre, gäbe es sicher große Zustimmung.
Und ob das Geld, das wir nicht für die EM ausgeben sonst in unserer Ansicht nach „sinnvolle Projekte“ gesteckt wird, wissen wir auch nicht.
Es bleibt eine Frage, bei der es kein richtig oder falsch gibt. Es ist eine Abwägung teils subjektiver, teils objektiver und teils unberechenbarer Faktoren, die wir hier heute abwiegen müssen.
Zu guter Letzt hätten wir uns aber viel früher eine öffentliche Debatte zu dem Thema gewünscht, denn diese Entscheidung sollte später dann auch von einer breiten Freiburger Stadtgesellschaft gewünscht und gewollt sein. Für einen Bürgerentscheid ist die EM nicht geeignet, aber hier in Zukunft Wege zu finden, wie bei solchen Themen relevante Akteure und vor allem die Freiburgerinnen und Freiburger besser in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden können, sehen wir als extrem wichtig an. Das stärkt sowohl die Demokratie als auch unser Gremium langfristig.