Der Lockdown in der Pandemie hat uns allen nur zu gut vor Augen geführt, wie es in Freiburg ohne Nachtleben aussieht. Es war schon deprimierend, wie verödet abends die Innenstadt aber auch die Stadtteile waren. Viel zu lange haben wir die Bedeutung des Nachtlebens nicht erkannt, nicht in seiner kulturellen und sozialen Dimension – nicht für das Feeling unserer Stadt, ihrer Bewohnerinnen und ihrer Besucherinnen. Allenfalls war es von ökonomischem Interesse, aber zumeist aufgrund der damit verbundenen Lärmproblematik in aller Munde.
Das soll und wird sich nun ändern mit der Besetzung der Stelle einer Nachtmanager*in. Unsere Fraktion findet das sehr gut, denn wir tun nun proaktiv etwas dafür, die Lebendigkeit und Attraktivität der Stadt bei Nacht zu erhalten und zu stärken anstatt z.B. dem Clubsterben hilflos zuzusehen. Dafür möchten wir uns ganz ausdrücklich bei der IG Subkultur bedanken und bei der JUPI-Fraktion, die deren Forderung aufgegriffen und politisch durchgesetzt hat.
Mit dem Vorhaben der Verwaltung, diese Stelle für eine enge Zusammenarbeit mit der des Popbeauftragten zu verknüpfen und im Kulturamt anzusiedeln, sind wir wie alle anderen Fraktionen – mit Ausnahme der Grünen – sehr einverstanden. Wir wollten den Popsupport schon immer beim Kulturamt verorten. Auch für die Nachtkultur sehen wir einen größeren inhaltlichen Support im Kulturamt, eine bessere Vernetzung mit den Schnittstellen zu anderen involvierten Ämtern wie der Stadtplanung und dem AfÖ, aber auch der FWTM.
Allerdings brauchen diese beiden Stellen für möglichst große Handlungsspielräume eine möglichst flache Hierarchie, weshalb wir beantragten, ihr die entsprechende Bedeutung und Autonomie zuzugestehen. Erst damit schaffen wir die Voraussetzung für eine eigenständige Handlungsfähigkeit, um den, in der Drucksache und unserem Ergänzungsantrag beschriebenen Aufgabenfeldern gerecht zu werden – nämlich Nachtkultur in all ihren Facetten zu fördern und zu ermöglichen, ebenso wie die unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten aufzunehmen und zwischen ihnen zu vermitteln.
Wichtig ist unserer Fraktion auch eine wohlwollende Prüfung der Verwaltung, wie die verschiedenen Akteure der Nachtkultur in das Stellenbesetzungsverfahren einbezogen werden können.
Wir wünschen der künftigen Stelleninhaber*in viel Kreativität und Gespür bei der Bewältigung dieser wahrlich nicht ganz einfachen Querschnittsaufgabe, die mit sehr diversen und hohen Erwartungen verbunden ist.
Irene Vogel
- „Als Nachtbürgermeister:in wird eine Person bezeichnet, die sich auf kreative Weise um die Organisation des Nachtlebens und der (Klein-)Kulturszene einer Stadt kümmert. Der Nachtbürgermeister kann z. B. zentrale Anlaufstelle und Ansprechperson für Gastronomen, Veranstalter, Kulturschaffende, Anwohner sowie Politik und Verwaltung sein und vermittelt auch zwischen den genannten Akteuren. Typischerweise ist der Nachtbürgermeister Angestellter seiner Stadt, entweder in Teil- oder in Vollzeit, oder auch ehrenamtlich. In den Niederlanden gibt es in vielen Städten Nachtburgemeesters, in Amsterdam etwa schon seit 2003.“ Quelle: Wikipedia